Payment-Revolution (Teil 2)
Das e-commerce magazin im Interview mit Barbaros Özbugutu, Vice President of Sales Germany Klarna
ECM: In den vergangenen 12 Monaten waren wohl „Zahlung auf Rechnung“ sowie Amazon-Payment und Bitcoins die am intensivsten diskutierten Themen im Payment-Bereich. Welche Themen werden uns in den nächsten zwölf Monaten bewegen?
Barbaros Özbugutu: Ich denke, „Zahlung auf Rechnung“ wird auch im kommenden Jahr ein wichtiges Thema für deutsche Online-Händler sein. Das gesamte Thema „Weitere Vereinfachung des Bezahlens im Internethandel“ wird meines Erachtens die Branche beschäftigen, da Nutzer zunehmend Wert darauf legen, dass der Online-Einkauf unkompliziert und transparent ist. Für Online-Händler ist es aus unserer Sicht entscheidend, dieser Entwicklung gerecht zu werden. Dabei lautet die wichtigste Grundregel: Je einfacher die virtuelle Bezahlung abläuft, desto größer die Chance, dass aus einem Besucher ein Kunde wird. Dazu sollten Händler den Bezahlprozess idealerweise auf einen Klick reduzieren und bei den Kunden so wenige Informationen wie möglich abfragen. Der Rechnungskauf ist vor diesem Hintergrund optimal, da hier der Bezahlprozess vom Einkauf getrennt erfolgt und Konsumenten zunächst nur ihren Namen, ihre Anschrift und ihr Geburtsdatum angeben müssen.
Um die Vereinfachung des Bezahlens dreht sich auch Klarnas langfristige „Zero Friction Vision“: In der E-Commerce-Welt dieser Vision ist das Verhältnis zwischen Konsumenten und Händlern von Vertrauen geprägt und beide Seiten können in jedem Online-Shop weltweit ganz unkompliziert und ohne Hürden einkaufen. Im nächsten Jahr könnte die Branche einen wichtigen Schritt in diese Richtung machen. Wir bei Klarna werden jedenfalls weiter daran arbeiten.
ECM: Die europäische Finanzwirtschaft plant die Einführung einer europaweiten Lösung, die das Bezahlen von Interneteinkäufen einfacher und sicherer machen soll. Der künftige Service mit dem Arbeitstitel „MyBank“ wird es Online-Käufern aus ganz Europa ermöglichen, Zahlungsaufträge direkt über die Online-Banking-Portale ihrer jeweiligen Finanzinstitute zu verschicken. Was halten Sie davon? Revolution oder einfach ein Wettbewerber mehr?
Barbaros Özbugutu: Die Idee, den grenzüberschreitenden Online-Einkauf zu erleichtern, ist in jedem Fall gut. Sie stimmt ja auch mit Klarnas oben beschriebener Vision überein und insofern begrüßen wir jede Initiative, die hilft, dieses Ziel zu erreichen. Ob sich daraus ein Wettbewerber entwickelt, bleibt abzuwarten. Wir glauben allerdings, dass es einfachere und nutzerfreundlichere Ansätze gibt, denn der Kunde muss sich ja bei „MyBank“ – soweit bisher bekannt – online authentifizieren und den Einkauf bezahlen, bevor er die Ware erhält.
Welche Bedeutung die Faktoren „einfach“ und „sicher“ beim Online-Shopping haben, hat eine TNS-Studie im Auftrag von Klarna 2010 gezeigt: Demnach haben 68 Prozent der Konsumenten schon mal einen Interneteinkauf abgebrochen, weil sie sich bei der Herausgabe von persönlichen Daten nicht ganz sicher waren; 60 Prozent haben schon einmal auf den Kauf verzichtet, weil ihnen die Anzahl der Schritte beim Einkauf und der Bezahlung zu aufwändig war. Damit sind „zu unsicher“ und „zu kompliziert“ die beiden häufigsten Gründe für den Abbruch des Interneteinkaufs.
ECM: Laut dem aktuellen E-Payment-Barometer bevorzugen kleinere Händler den Kauf auf Vorkasse, während größere Händler Kreditkartenzahlungen den Vorzug geben. Ist das auch Ihre Erfahrung? Und weswegen ist das so?
Barbaros Özbugutu: Ja, das deckt sich mit unseren Erfahrungen. Kleine Händler bevorzugen die Vorkasse, weil damit keine Kosten verbunden sind und Zahlungsausfälle vermieden werden. Deshalb nehmen Dienstleister wie Klarna ihnen dieses Risiko sowie den administrativen Aufwand ab. Größere Händler favorisieren die Kreditkartenzahlung, weil sie damit das Portfolio ihrer Bezahloptionen erweitern können, was sich positiv auf Konversionsrate und Umsatz auswirkt. Zudem ist das Risiko des Zahlungsausfalls bei Kreditkarten bei diesen Händlern geringer.
Die wichtigste Frage für Händler ist aber doch: Was wollen die Konsumenten? Die Konsumenten wollen vor allem sicher und unkompliziert online einkaufen.
ECM: Mobile Payment wird seit Jahren als Trendthema gehypt. Richtig viel ist aber immer noch nicht passiert. Jetzt soll in den USA Google Wallet an den Start gehen. Wird das den Durchbruch bringen? Oder was wird aus dem Thema Mobile Payment?
Barbaros Özbugutu: Wir sehen in Mobile Payment ein enorm wichtiges Zukunftsthema für die E-Commerce-Branche. Wenn Konsumenten das Internet zunehmend unterwegs nutzen, liegt es nahe, ihnen eine Option anzubieten, mit der sie unterwegs bezahlen können. Der Start von Google Wallet kann Mobile Payment einen wichtigen Schub geben. Allerdings haben ja verschiedene Banken ihre Karten bereits mit eigenen NFC-Technologien ausgerüstet; das könnte den Durchbruch von Google Wallet vorerst verzögern.
Grundsätzlich gilt hier das gleiche wie für andere Bezahllösungen im Internet: Wichtig ist, dass Mobile Payment einfach, transparent und grenzüberschreitend funktioniert und Händlern tatsächlich die Möglichkeit bietet, bei angemessenen Investitionen ihren Umsatz zu steigern. Das ist letztlich der Schlüssel zum Erfolg dieser Bezahlmethode.
Teil 2 der Serie Payment-Revolution: am Dienstag 18.10.2011 um 15 Uhr
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