Payment-Revolution (Teil 3)
Das e-commerce magazin im Interview mit Markus Solmsdorff, Geschäftsführer Expercash
ECM: In den vergangenen 12 Monaten waren wohl „Zahlung auf Rechnung“ sowie Amazon-Payment und Bitcoins die am intensivsten diskutierten Themen im Payment-Bereich. Welche Themen werden uns in den nächsten zwölf Monaten bewegen?
Markus Solmsdorff: Mobile Payment, Payment von Google und Facebook: Wer werden die Player sein, die sich durchsetzen und wie werden die vom User akzeptierten Lösungen aussehen? Wie wird sich die Landschaft der Finanzdienstleistungsbranche verändern? Was wird aus Banken und Kreditkartengesellschaften? Welche Rolle werden Telekommunikationsdienstleister, Internetfirmen wie Google oder Facebook und IT-Unternehmen, wie etwa Apple im Payment-Bereich spielen?
ECM: Die europäische Finanzwirtschaft plant die Einführung einer europaweiten Lösung, die das Bezahlen von Interneteinkäufen einfacher und sicherer machen soll. Der künftige Service mit dem Arbeitstitel „MyBank“ wird es Online-Käufern aus ganz Europa ermöglichen, Zahlungsaufträge direkt über die Online-Banking-Portale ihrer jeweiligen Finanzinstitute zu verschicken. Was halten Sie davon? Revolution oder einfach ein Wettbewerber mehr?
Markus Solmsdorff: Bis die europäische Finanzwirtschaft sich auf einen gemeinsamen Standard für eine solche Abwicklung geeinigt hat, wird man nicht mehr von einer Revolution sprechen können. Bis dahin wird es Angebote von privatwirtschaftlichen Unternehmen geben, so dass „MyBank“ ein Angebot unter mehreren sein wird.
ECM: Laut dem aktuellen E-Payment-Barometer bevorzugen kleinere Händler den Kauf auf Vorkasse, während größere Händler Kreditkartenzahlungen den Vorzug geben. Ist das auch Ihre Erfahrung? Und weswegen ist das so?
Markus Solmsdorff: Ja, das spiegelt auch unsere Erfahrungen wider. Die Hintergründe sind einfach und liegen in der Natur des E-Commerce – in der Anonymität der Mediums: Vorkasse ist aus Sicht des Händlers das sicherste Zahlungsmittel. Kleinere Händler können sich keine Zahlungsausfälle leisten. Auch bleibt oft keine Zeit oder technisch nicht die Möglichkeit, die eigenen Kundendaten auszuwerten und zum Beispiel zur Betrugsprävention zu nutzen. Manchmal fehlt bei kleineren Händlern auch das Wissen, wie einfach es ist, mit Hilfe von erfahrenen Dienstleistern durch mehr Zahlungsarten und adäquates Risikomanagement mehr Gewinn zu erzielen und so gesund zu wachsen.
Größere Händler schätzen die Vorzüge der Kreditkarte: international akzeptiert, gut verbreitet und auch der Einsatz im E-Commerce wird immer sicherer, etwa durch den Einsatz von Verfahren wie 3D Secure von Visa und MasterCard.
ECM: Mobile Payment wird seit Jahren als Trendthema gehypt. Richtig viel ist aber immer noch nicht passiert. Jetzt soll in den USA Google Wallet an den Start gehen. Wird das den Durchbruch bringen? Oder was wird aus dem Thema Mobile Payment?
Markus Solmsdorff: Seit über zehn Jahren starten weltweit immer wieder Versuche von den verschiedensten Playern mit unterschiedlichen Ansätzen, Mobile Payment am Markt zu etablieren. Eine neue Variante ist, dass ein Internetanbieter sich im Bereich Mobile Payment engagiert. Die notwendige Kundenbasis und Awareness ist Google sicher. Es bleibt die Frage, ob Google die Kompetenzen hat, eine von der breiten Masse akzeptierte sichere und einfach zu nutzende Lösung für das Bezahlen mit dem Handy zu entwickeln.
Teil 4 der Serie Payment-Revolution: am Dienstag, den 18.10.2011 um 18 Uhr
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