19.10.2011 – Kategorie: Fertigung, Handel, IT, Marketing, eCommerce

Payment-Revolution (Teil 6)

Das e-commerce magazin im Interview mit Jan Riedel, Marketing & Communications, SAF Forderungsmanagement, Deutsche Telekom Gruppe

ECM: In den vergangenen 12 Monaten waren wohl  „Zahlung auf Rechnung“ sowie Amazon-Payment und Bitcoins die am intensivsten diskutierten Themen im Payment-Bereich. Welche Themen werden uns in den nächsten zwölf Monaten bewegen?

Jan Riedel: Vor allem die Sicherheit der einzelnen Zahlungsarten, aber auch die damit verbundenen Kosten für den Händler. Vor dem Hintergrund von Preisdruck und ansteigenden Betrugsraten sind selbst Transaktionskosten im geringen einstelligen Prozentbereich für den Shop oft schon nicht mehr rentabel, wenn dabei ein gewisses Ausfallrisiko einkalkuliert werden muss. Zahlungsarten und –anbieter gibt es mittlerweile reichlich. In den kommenden 12 Monaten wird sich zeigen, welche sich unter dem Strich für den Shop wirklich lohnen.

ECM: Die europäische Finanzwirtschaft plant die Einführung einer europaweiten Lösung, die das Bezahlen von Interneteinkäufen einfacher und sicherer machen soll. Der künftige Service mit dem Arbeitstitel „MyBank“ wird es Online-Käufern aus ganz Europa ermöglichen, Zahlungsaufträge direkt über die Online-Banking-Portale ihrer jeweiligen Finanzinstitute zu verschicken. Was halten Sie davon? Revolution oder einfach ein Wettbewerber mehr?

Jan Riedel: MyBank ist eigentlich keine richtige Innovation. Es gibt bereits Anbieter, die nach dem selben Prinzip die Zahlungsabwicklung durchführen. Auch MyBank wird daran wohl kaum etwas ändern, denn auf Grund der Vielzahl der europäischen Banken darf man davon ausgehen, dass auch dieses System von Dritten betrieben werden muss. Aus Kundensicht bietet ein solches Bezahlverfahren wenig Vorteile, ist es doch eigentlich eine reine Vorkassezahlung, die eben nur deutlich schneller abgewickelt wird.

ECM: Laut dem aktuellen E-Payment-Barometer bevorzugen kleinere Händler den Kauf auf Vorkasse, während größere Händler Kreditkartenzahlungen den Vorzug geben. Ist das auch Ihre Erfahrung? Und weswegen ist das so?

Jan Riedel: Diese Tatsache können wir – zumindest, was die kleinen Händler betrifft – so bestätigen. Das liegt vor allem an ausgeprägtem Sicherheitsbewusstsein, aber auch daran, dass jedes weitere angebotene Bezahlverfahren mit Aufwand für Implementierung, Wartung und letztendlich auch transaktionsabhängigen Kosten verbunden ist. Was diese Händler jedoch dabei vergessen ist, dass sie damit nach wie vor vor allem viele gut situierte Kunden abschrecken und dadurch auf einen großen Teil des möglichen Geschäfts verzichten.

ECM: Mobile Payment wird seit Jahren als Trendthema gehypt. Richtig viel ist aber immer noch nicht passiert. Jetzt soll in den USA Google Wallet an den Start gehen. Wird das den Durchbruch bringen? Oder was wird aus dem Thema Mobile Payment?

Jan Riedel:  In Deutschland wird das Thema Mobile Payment in absehbarer Zeit keine sehr große Rolle spielen. Die Einsatzmöglichkeiten sind eher gering und die Investitionen dafür hoch. Dazu kommt eine nach wie vor in Deutschland große Skepsis gegenüber elektronischen Vorkassezahlungen, bei denen beispielsweise die Rückabwicklung im Reklamationsfall hohe Risiken für den Käufer bedeuten. Nicht umsonst bevorzugt der überwiegende Teil unserer Bevölkerung nach wie vor die altgediente Zahlung auf Rechnung.

Teil 7 der Serie Payment-Revolution erscheitn am Donnerstag, den 20.10.2011 um 8 Uhr



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