20.04.2023 – Kategorie: eCommerce
Payments Metaverse: Warum Nutzer verschiedene Zahlungsmittel brauchen
Shopping-Touren, Konzertbesuche oder Reisen: Das Metaverse lockt mit immer mehr virtuellen Angeboten. Für ihre Nutzung und Bezahlung braucht es entsprechende Anwendungen, über die diese Transaktionen abgewickelt werden können. Der Durchbruch für Blockchain, Kryptowährung und Digitale Wallets?
Im März 2022 schrieb Acura Geschichte: Der japanische Autohändler eröffnete das erste rein virtuelle Autohaus im 3D-Meta-Universum Decentraland. Er lud seine Kunden ein, dort die nächste Generation der Sportlimousine Integra zu testen. Die ersten 500 Käufer erhielten ein von 3D-Künstler Andreas Wannerstedt designtes Non-Fungible Token (NFT) on-top. Bei Auslieferung des Wagens 2023 werden sich diese NFT in ein einzigartiges künstlerisches Abbild des Integra wandeln – und damit zu einem wertvollen digitalen Sammlerstück.
Andere Branche, anderes Beispiel: Sportartikelhersteller Asics launchte im November 2022 eine limitierte NFT-Sneaker-Kollektion, um die Web3-Community in Bewegung zu bringen. Nutzer der 200 Dollar teuren NFT-Schuhe werden beim Gehen oder Joggen über die Move-to-Earn-Laufapplikation Stepn mit Krypto belohnt. Einnahmen können sie direkt im Stepn-Ökosystem ausgeben. Ein cleveres Geschäftsmodell, das physische und digitale Angebote verknüpft und damit neue Einnahmequellen erschließt. Und eine Blaupause für andere Händler, die sich im neuen virtuellen Raum ausprobieren.
Payments Metaverse: Großes Potenzial und hohe Skepsis
Auch Konsumenten profitieren: von einem modernen digitalen Einkaufserlebnis und einem hohen Grad der Personalisierung in Angebot und Ansprache. So wundert es nicht, dass Bloomberg das Marktvolumen der Metaverse-Economy 2024 bereits auf rund 800 Milliarden US-Doller schätzt.
Für 2030 liegen die Prognosen bei einem Wert von 2 Billionen (Deutsche Bank) bis 2,6 Billionen US-Dollar (McKinsey). Dieses Wachstum an Umsatz und entsprechenden Transaktionen muss technisch abgebildet werden – schnell, sicher und vor allem nutzerfreundlich. Das Einkaufen im Metaverse soll schließlich einer möglichst großen Kundengruppe offenstehen
Genau hier liegt der Knackpunkt: Das Interesse am Metaverse ist groß, die Skepsis gegenüber Blockchain-basierten Kryptowährungen, über die Transaktionen im Metaverse heute meist abgewickelt werden, jedoch ebenso.
Metaverse Zahlungen im Check: Kryptowährung, Stablecoins, Token und Co.
Die Vorzüge von Kryptowährungen sind nicht von der Hand zu weisen. Sie ermöglichen grenzenloses Bezahlen, und zwar weltweit ohne Berücksichtigung von Wechselkursen oder Umrechnungsgebühren. Transaktionen werden in Echtzeit und dank Blockchain-Basis und dezentralen Serverstrukturen auch sicher abgewickelt. Die Nutzer können direkt und ohne zwischengeschaltete Institute agieren. Ein Vorteil, der gleichzeitig zu einem enormen Problem werden kann – nämlich dann, wenn fälschlich getätigte Transaktionen zurückgebucht werden müssen, es zu Täuschungen oder anderen Streitfällen kommt.
Es fehlt jede Regulierung und Betrugsprävention. In einem so rasant wachsenden Markt wie dem Metaverse ist dies ein kritischer Faktor. Hinzu kommen schnelle und teils extreme Kurswechsel, die Nutzern den Umtausch von Kryptowährung in Euro oder Dollar erschweren. Das muss man jedoch im Umgang mit Bitcoin, Ethereum und Co. (noch) in Kauf nehmen. Stablecoins – also Kryptowährungen, die an feste Werte wie dem US-Dollar oder Gold gekoppelt sind, sind zwar im Preis stabiler. Ihnen fehlt aber eine flächendeckende Akzeptanz außerhalb des Metaverse und in der Handhabung sind sie ebenfalls komplex.
Alternativen zu Krypto-Währungen
Es scheint unwahrscheinlich, dass Kryptowährungen in absehbarer Zukunft massentauglich werden. Eine mögliche Alternative bieten In-Game Tokens oder Coins. Das Prinzip ist von verschiedenen Veranstaltungsformaten bekannt: Vor Betreten eines Raumes oder Events werden Marken oder Gutscheine gekauft, die vor Ort das Bargeld ersetzen. Digitale Token werden vor allem in Spielumgebungen eingesetzt. Sie stoßen dabei aber auf dieselben Grenzen wie in der realen Welt: Abhebe-Limits und fehlende Mitnahmeoptionen machen Token für einen großflächigen Einsatz eher unattraktiv.
Deutlich vielversprechender wäre die Einführung von digitalem Zentralbankgeld, wie es derzeit auf EU-Ebene diskutiert wird. Die staatliche Absicherung und institutionelle Verankerung würde Vertrauen stiften und dem Handel im Metaverse zugutekommen. Da aber weltweit einige Zentralbanken an der Entwicklung von Zentralbankgeld arbeiten und eine Interoperabilität nicht von Anfang an gegeben sein dürfte, wären diese Währungen ebenfalls regional begrenzt und nicht universal einsetzbar – was der Idee eines offenen Metaverse widerspricht.
Payments Metaverse: Die Rolle der Finanzdienstleister
Je mehr Nutzer in die virtuelle Welt eintauchen, desto wichtiger wird es, Zahlungsangebote für diejenigen zu schaffen, die weniger Krypto-affin sind. So dürften klassische Finanzdienstleister bei der weiteren Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen: Um Transaktionen abzuwickeln, wenn auf Käufer- oder Verkäuferseite keine Kryptowährung oder entsprechend tokeniserte Vermögenswerte vorliegen. Und um Transaktionen zu ermöglichen, die eine Konvertierung zwischen Token und Fiat-Währung verlangen.
Nimmt man das aktuelle Zahlungsverhalten im E-Commerce als Indikator, ist davon auszugehen, dass Kunden im Metaverse wie überall sonst auch eine breitere Auswahl an Zahlungsmitteln einfordern werden. Im Onlinehandel brechen derzeit circa ein Viertel der Nutzer ihren Einkauf kompromisslos ab, wenn beim Check-out keines ihrer drei Lieblingszahlverfahren angeboten wird. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies im Metaverse anders sein wird.
Anforderungen an das Payment im Metaverse
Die Herausforderung wird sein, friktionsloses Bezahlen für ein vollkommen natürliches Agieren in einem virtuellen Umfeld zu ermöglichen – insbesondere im Mikro-Paymentbereich, um jederzeit auf Alltagsprodukte oder Services zugreifen zu können. Ebenso wichtig für die neue Transaktionswelt ist Interoperabilität: Es braucht Zahlungsoptionen, die in verschiedenen technischen Umgebungen funktionieren.
Denn (noch) gibt es nicht das eine Metaverse, sondern eine Vielzahl digitaler Welten, die parallel entstehen. Von einheitlichen Standards in den verschiedenen Metaverse-Ökosystemen sind wir weit entfernt. Erst im Juni 2022 wurde das Metaverse Standards Forum gegründet.
Mehr als 1.500 Unternehmen arbeiten dort gemeinsam an Grundregeln für ein offenes und inklusives Metaverse. Fragen rund um virtuelle bzw. tokenisierte Vermögenswerte, Eigentumsrechte und den Übergang von Eigentum müssen geklärt werden; Maßnahmen für Datenschutz und gegen Finanzkriminalität gilt es zu treffen; Tragfähige Systeme zur Sicherung digitaler Identitäten, zur Verifizierung und zur Abwicklung von Zahlungen sind zu schaffen. Das spannende ist: Wir sind erst am Anfang der Entwicklung. Und können die Zukunft des Metaverse und das Bezahlen von morgen aktiv mitgestalten.
Über den Autor: Carlos Gómez-Sáez ist CEO von VR Payment.
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