04.02.2022 – Kategorie: Handel
Personaleinsatzplanung: Warum der Einzelhandel nicht mehr ohne KI auskommt
Der Quick Commerce als schnellere Form des E-Commerce hat auch im deutschen Lebensmittelhandel Einzug gehalten. Welche Auswirkungen der Q-Commerce auf die Personaleinsatzplanung der Einzelhändler hat.
Eine aktuelle Studie von Capterra belegt, dass der Quick Commerce (Q-Commerce) als neue und schnellere Form des E-Commerce in Deutschland Einzug gehalten hat. Der Handel kombiniert hierbei die Vorzüge des traditionellen E-Commerce mit Innovationen bei der Zustellung. Wichtig ist dabei die schnelle Lieferung, meist innerhalb einer Stunde. Dazu werden strategisch gelegene Lagerhäuser und Fahrräder/Roller eingesetzt, um eine schnelle Abwicklung vom Auftrag bis zur Haustür zu gewährleisten. Gerade in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München sind Kuriere nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. Laut der Capterra-Studie nutzen bereits 25 Prozent der Online-Shopper auch Essenslieferungen. Welche Auswirkungen der Trend auf die Personaleinsatzplanung hat und welche technischen Innovationen den Einzelhandel unterstützen können.
Vom Tante-Emma-Laden zum Quick Commerce
Für den Einzelhandel im Lebensmittelbereich bedeutet der Q-Commerce zunächst die erste wirkliche Revolution seit der Entstehung des Supermarkts als den zentralen Einkaufsort für die Dinge des täglichen Bedarfs. Bis weit in die 50er Jahre mussten die Menschen viel Zeit für das Einkaufen aufbringen. Typischerweise musste die Hausfrau hierfür verschiedene Stationen wie Metzger, Bäcker und den Tante-Emma-Laden ansteuern. So war die Entstehung des ersten Supermarkts in Deutschland 1957 nach US-amerikanischem Vorbild eine echte Sensation. Ausgestattet mit komfortablen Parkplätzen und einer breiten Produktpalette konnten Supermärkte bei den Konsumenten mit einer erheblichen Zeitersparnis punkten.
Erst die Erfindung der Discounter-Märkte durch die Brüder Karl und Theo Albrecht 1962 machte den Supermarkt zum globalen Massenphänomen. Auf die neuen Lebensgewohnheiten der Menschen reagierten die Händler mit kleineren, gut zu erreichenden Supermärkten und längeren Öffnungszeiten. Erst seit einigen Jahren lässt sich nun ein neuer Einkaufstrend ablesen: der Lebensmitteleinkauf im Internet. Bestellt werden die Waren online, die dann bis zur Haustür geliefert werden. Auch dieses Konzept stammt aus den USA, dem die Deutschen gegenüber zunächst zögerten. Mit der Corona-Pandemie bahnt sich nun die nächste Revolution an: der Quick Commerce.
Personaleinsatzplanung und Ressourcenplanung im Einzelhandel
Der Markt ist heiß umkämpft: So buhlen Start-ups wie etablierte Ketten um die Konsumenten. Gleichzeitig kämpfen auch die Kuriere für bessere Arbeitsbedingungen und könnten am Ende die Zukunft der Branche mitentscheiden. In kaum einem anderen Sektor ist die Personaleinsatzplanung also von so großer Bedeutung – wer es schafft, Mitarbeiter am effizientesten einzusetzen und gleichzeitig langfristig an sich zu binden, erlangt einen relevanten Wettbewerbsvorteil.
Während sich der Einzelhandel auf der ganzen Welt von der Pandemie erholt beziehungsweise sich besser auf sie einstellt, stehen für Händler sowohl die Customer Experience als auch der Einsatz von Technologie im Fokus ihrer Wachstumsstrategie. Laut der Studie „Leveraging Technology For Growth in 2021: A Strategic Restructuring of Retail Post-Covid“ von Future Stores gaben 40 Prozent der befragten Einzelhändler in Europa an, dass sie den Großteil ihres Budgets für Innovationen im Customer Experience ausgeben würden. Eine große Rolle spielt hierbei Automatisierung und KI.
KI macht die Personaleinsatzplanung effizienter
Künstliche Intelligenz kommt in der Personaleinsatzplanung bei der automatischen Erstellung von Dienstplänen und der Zuweisung der Schichten an die verfügbaren Mitarbeiter zum Einsatz. Unternehmen, die sich im Zuge ihrer Digitalisierungsstrategie für Automatisierung entscheiden, haben hier die Geschäftsoptimierung und Personaleffizienz im Blick. Gut eingesetzt, kann eine Lösung aber auch die persönlichen Bedürfnisse und Präferenzen der Mitarbeiter berücksichtigen und ihnen ein Werkzeug an die Hand geben, das ihren Alltag spürbar erleichtert.
Wer wachsen will, muss wissen, wie viele Mitarbeitende mit welcher Qualifikation an welchem Ort und zu welcher Zeit benötigt werden. Hier spielt künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle: Eine Prognosefunktion in einer technologischen Lösung für die Personaleinsatzplanung sieht Unter- und Überbesetzungen voraus, Einzelhändler können entsprechend reagieren und direkt die Auswirkungen auf den Gewinn ablesen. Weitere Algorithmen, Trends und historische Daten aus dem Unternehmen können in die KI eingespielt werden, um die Prognose weiter zu verfeinern. Ein weiterer wichtiger Faktor: Automatisierungstechnologie hilft dabei, Arbeitsgesetze und vertraglich vereinbarte Regelungen einzuhalten und so viele Wünsche der Mitarbeiter wie möglich zu berücksichtigen.
Für den Q-Commerce liegen die Vorteile auf der Hand. Ihr Kapital sind die Rider, die rund um die Uhr Bestellungen ausliefern. Der Bedarf ist also riesig. Spannend ist daher der Einsatz von KI in der Personaleinsatzplanung, aber auch im stationären Einzelhandel. Denn durch die Automatisierung vieler täglich anfallender Aufgaben kann ein Supermarkt seine begrenzten Personalressourcen sinnvoller einsetzen. Anstatt das Personal für die Planung von Schichten oder an der Kasse einzusetzen, können sich die Beschäftigten darauf konzentrieren, das bestmögliche Kundenerlebnis zu bieten
Der Lebensmittelhandel zwischen Beschleunigung und Entschleunigung
Obwohl sich das Kaufverhalten zunehmend vom Internet bestimmt wird und dadurch eine Beschleunigung erlebt, werden Menschen immer auch nach realen Erlebnissen und Begegnungsmöglichkeiten suchen – zum Beispiel an der Ladentheke. Schließlich sind derzeit „Notkäufe“ der häufigste Anlass für Einkäufe im Q-Commerce. In einer Ende 2020 in Großbritannien durchgeführten Studie erklärten 80 Prozent der Einzelhändler, dass ihre Ladengeschäfte für den Umsatz genauso wichtig sind, wenn nicht sogar wichtiger als vor der Pandemie.
Wir werden in den kommenden zwei Jahren radikale Veränderungen im so genannten Unified Commerce erleben. Hierbei wird sich der digitale und physische Handel miteinander vermischen. Letztendlich geht es darum, den Kunden mehr Komfort zu bieten. Eines aber ist sicher: Auf dem Weg dahin kommt kein Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel an einer effizienten und KI-gesteuerten Personaleinsatzplanung vorbei.
Über den Autor: Maximilian Thost ist seit April 2018 Country Manager DACH bei Quinyx. Bei dem SaaS-Anbieter verantwortet er den Auf- und Ausbau des DACH- Marktes. Das Optimieren von Arbeitszeit und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen begleiten ihn schon lange. Bereits seit März 2014 war er Managing Partner von Sabio, einer Software, um Wissen zu organisieren und zu teilen. Thost war zuvor in leitenden Sales- und Marketing-Funktionen bei der Zentrale der Deutschen Bahn und bei der Digitalagentur Valtech tätig. Er hat einen Bachelor of Arts von der Boston University und das Leadership-Development-Programm an der Harvard Business School absolviert. (sg)
Lesen Sie auch: E-Commerce-Trends 2022: Welchen Einfluss die Corona-Pandemie haben wird
Teilen Sie die Meldung „Personaleinsatzplanung: Warum der Einzelhandel nicht mehr ohne KI auskommt“ mit Ihren Kontakten: