17.05.2022 – Kategorie: Recht

Privacy Sandbox: Der Weg zur datenschutzfreundlichen Werbung?

Werbeanzeigen im Internet sind nicht nur wichtig für Unternehmen wie Google, sondern helfen auch Medienunternehmen, Publishern und kleinen Betrieben, auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Allerdings sieht sich die Werbeindustrie heute mit einem Vertrauensverlust konfrontiert.

Laut einer von Google in Auftrag gegebenen Ipsos-Studie sind mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Europäer skeptisch hinsichtlich der Art und Weise, wie Unternehmen ihre persönlichen Daten im Marketing verwenden.

Es ist verständlich, dass die Verbraucher so denken, wenn man berücksichtigt, wie schwierig es heutzutage ist, nachzuvollziehen, wie individuelle Daten weitergegeben werden. Die Praxis, Menschen durch Drittanbieter-Cookies im Internet zu verfolgen, ist seit Jahren der Treibstoff für ein offenes und freies Internet. Allerdings wird die Kritik daran immer lauter: Dieses Tracking wird von der Gesellschaft immer weniger akzeptiert. So ergab jetzt zum dritten Jahrestag der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eine Umfrage von Euro­consumers, dass 69 Prozent der Internetnutzer der Ansicht sind, dass die Menge der online erfassten personenbezogenen Daten den Schutz ihrer Privatsphäre erschwert.

Ohne Cookies

Angesichts dieser gesellschaftlichen Entwicklung haben unsere Teams bei Google Chrome im Januar 2020 angekündigt, dass der Browser ab 2022 keine Drittanbieter-Cookies mehr akzeptieren wird. Im Juni dieses Jahres haben wir den Markt dann darüber informiert, dass wir die Frist auf Ende 2023 verschieben, um genügend Zeit für die öffentliche Diskussion zu haben – mit Aufsichtsbehörden, Publishern und der Werbeindustrie. Es ist uns absolut klar, dass wir in einem verantwortungsvollen Tempo vorankommen müssen. Wir sind aber auch fest davon überzeugt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Diese Entscheidung wird sich zweifellos auf das Internetmodell von morgen auswirken und muss daher schrittweise getroffen werden. Ein plötzliches Abschalten würde sich – wie andere Plattformen gezeigt haben – destabilisierend auf die Unternehmen auswirken, die sich diese Unterbrechung am wenigsten leisten können – nicht zuletzt kleinere, unabhängige Publishers. Sie sind auf Webtechnologien wie Cookies angewiesen, um Werbeeinnahmen zu erzielen, mit denen sie den freien Zugang zu ihren Inhalten finanzieren. Ohne verlässliche Alternativen werden damit auch falsche Anreize für Unternehmen geschaffen, verdeckte Tracking-Techniken – wie zum Beispiel Fingerprinting – einzusetzen, die weder gesehen noch kontrolliert werden können.

Privacy Sandbox

Diese scheinbar widersprüchliche Gleichung kann gelöst werden – und genau das ist der Zweck der Initiative „Privacy Sandbox“. Sie soll die Internet-Gemeinschaft dazu anregen, über Alternativen zu Drittanbieter-Cookies für die wichtigsten Anwendungsfälle im Bereich Sicherheit und Online-Werbung nachzudenken: die Schaltung relevanter Werbung, die Messung der Wirksamkeit von Werbekampagnen und die Betrugsbekämpfung. Die Entwicklung solcher neuen Werkzeuge – kollaborativ und offen, als Teil der Web-Standardisierungsprozesse im World Wide Web Consortium (W3C) – ist in erster Linie eine technologische Herausforderung. Gefragt sind immer mehr und immer schnellere Innovationen, zumal die Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und die neuesten Modellierungs- und Anonymisierungstechniken auf dem besten Weg sind, das individualisierte Tracking zu ersetzen.

Auch wirtschaftlich ist es eine Herausforderung, da es sich um eine der bedeutendsten Umgestaltungen des Internets der letzten zwei Jahrzehnte handelt. Ihr Erfolg wird davon abhängen, ob Unternehmen und Publisher weiterhin online erfolgreich sein können. Und schließlich ist es eine Herausforderung für den Ruf der Unternehmen.

Um das Vertrauen der Internetnutzer wiederherzustellen, muss ihnen erklärt werden, was all diese Fortschritte für sie im Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre konkret bedeuten, und gleichzeitig muss an die Schlüsselrolle erinnert werden, die die Werbung bei der Erhaltung und Finanzierung des offenen Internets spielt. Indem aufgezeigt wird, wie jeder seinen fairen Anteil an der Wertschöpfung zwischen Internetnutzer, Werbetreibenden und Verlegern erhält, kann die digitale Werbeindustrie das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit zurückgewinnen.

Wir erleben gerade einen Wendepunkt der technologischen Innovation im Bereich der Online-Werbung. Und wie bei jeder großen Veränderung ist es nicht möglich, sie allein zu bewältigen. Nur wenn wir alle gemeinsam an „Cookieless“-Lösungen arbeiten, können wir die Werbung von morgen gestalten: mit mehr Respekt für die Privatsphäre der Internetnutzer und mehr Effizienz für Werbetreibende und Publishers.

Was ist die Privacy Sandbox?

Die Privacy Sandbox wurde im August 2019 von Chrome als Gemeinschaftsprojekt mit der Open-Web-Community ins Leben gerufen. Ziel ist es, eine Reihe von offenen Webstandards zu entwickeln, die den Datenschutz im Web grundlegend verbessern. Eine Vielzahl von Unternehmen, Verbänden und Experten arbeiten gemeinsam und öffentlich an neuen, innovativen Konzepten, die auf GitHub für jeden einsehbar sind.

Ein wichtiger Teil dieser Initiative ist es, aufdringliches Tracking im Web über Cookies von Drittanbietern zu verhindern und Datenschutzmechanismen zu entwickeln, die die Werbeindustrie unterstützen.

Weitere Informationen zur Privacy Sandbox finden Sie hier.

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Privacy Sandbox, Katharina Arntzen
Bild: Google

Die Autorin Katharina Arntzen ist Head of Ads Privacy In-Country Leads in Googles EMEA Go-to-Market Team. Zusammen mit ihrer Abteilung unterstützt sie Werbetreibende, Agenturen und Verlage sich in einem verändernden Ökosystem zurechtzufinden und erfolgreich zu bleiben. Des Weiteren repräsentiert sie Google bei Branchenverbänden und ist Referentin bei zahlreichen Konferenzen.


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