08.02.2022 – Kategorie: Recht
Regularien: Wie diese zum Preistreiber im Onlinehandel werden
Führen Regularien langfristig zu steigenden Preisen im Handel? Eine aktuelle Händlerbefragung von Taxdoo und IFH Köln hat die Auswirkungen des erhöhten Aufwandes untersucht.
- Laut der Händlerbefragung von Taxdoo und IFH Köln sehen 78 Prozent der Onlinehändler mehr Aufwand und Kosten durch neue Regularien wie die Umsatzsteuerreform.
- Regularien wie der One-Stop-Shop könnten künftig zu einem starken Kostentreiber für den Handel werden.
- Nachfrage nach externer Unterstützung in Form von Steuerberatern oder technologischen Lösungen steigt
Regularien bestimmen zunehmend den Onlinehandel – und sie führen zu immer größerem Aufwand bei Onlinehändlern. Dazu zählte 2021 etwa die große Umsatzsteuerreform, die Händlern durch den sogenannten One-Stop-Shop als zentrales Element der Reform künftig Erleichterung statt Mehraufwand bringen sollte. 2022 stehen weitere Veränderungen an, beispielsweise beim Verpackungs- und Verbraucherrecht oder mit der Omnibusrichtlinie.
Viele Onlinehändler geben den Mehraufwand, der dadurch entsteht, in Form von Preiserhöhungen an die Kunden weiter, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Das ergab eine im November 2021 durchgeführte Händlerbefragung zum Thema „Internationalisierung und Einfluss von Regularien auf den E-Commerce“. Dies hat die Compliance-Plattform Taxdoo in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln durchgeführt. Befragt wurden hierfür 260 Händler zu ihren ersten Erfahrungen und Herausforderungen seit dem Inkrafttreten der EU-weiten Umsatzsteuerreform im Juni 2021
Regularien wirken sich auf Aufwand und Kosten aus
Stolze 78 Prozent der Onlinehändler gaben an, dass neue Regularien deutliche Auswirkungen auf Aufwand und Kosten haben. Rund 41 Prozent der Onlinehändler verzichten zwar zugunsten ihrer Kunden auf Preiserhöhungen. Sie tragen also die Kosten für Mehraufwand durch Regularien selbst. 37 Prozent der Onlinehändler haben allerdings aufgrund des entstandenen Mehraufwandes die Preise erhöht. Und damit geben sie die Kosten direkt an ihre Kunden weiter.
Werden Regularien langfristig zu einem Preistreiber im Handel?
Für die Mehrheit der Händler ist der Trend hin zu einer weiteren Zunahme bei den Regularien eindeutig: So schätzen knapp 67 Prozent der Händler den Einfluss durch Regularien früher noch als sehr gering oder eher gering ein, aktuell sehen sich bereits 64 Prozent mit einem eher hohen oder sogar sehr hohen Aufwand konfrontiert. 68 Prozent der Onlinehändler erwarten auch für die Zukunft einen hohen Aufwand durch Regularien und sehen künftig keine größeren Erleichterungen.
„Die stetig zunehmenden regulatorischen Anforderungen führen bei der großen Mehrheit der Onlinehändler zu finanziellem Mehraufwand und damit Druck auf ihre Margen. Das stellt sie vor die schwierige Entscheidung, entweder ihre Mehrkosten mittels Preiserhöhungen an Kunden weiterzugeben oder selbst die Kosten zu tragen“, kommentiert Dr. Moritz Lukas, Vice President Sales bei Taxdoo, die Umfrageergebnisse. Trotz des Empfindens, dass regulatorische Hürden immer größer werden, blickt der Großteil der Onlinehändler jedoch weiterhin positiv in die Zukunft: 76 Prozent stehen den kommenden 12 Monaten sehr positiv bis überwiegend positiv gegenüber.
Unterstützungsbedarf bei steuerlicher Abwicklung steigt
Im Zuge steigender regulatorischer Anforderungen wächst bei Onlinehändlern der Bedarf an externer fachlicher Unterstützung. So beschäftigen 15 Prozent der Onlinehändler explizit seit der Umsatzsteuerreform Mitte 2021 einen externen Steuerexperten. Und 55 Prozent taten dies bereits vorher. Von den 29 Prozent, die aktuell noch keinen Steuerfachmann für die Abwicklung der Umsatzsteuer beschäftigen, möchte mit 82 Prozent die große Mehrheit jedoch künftig auf die Unterstützung durch Experten zurückgreifen. Daneben rücken auch technologische Lösungen stärker in den Fokus. So würden 35 Prozent der befragten Onlinehändler eine automatisierte digitale steuerliche Lösung bevorzugen.
„Das Beispiel Umsatzsteuerreform zeigt deutlich: Was als Vereinfachung für Händler gedacht war, entpuppt sich als komplexes Konstrukt mit viel bürokratischem Mehraufwand. In den nächsten Jahren stehen viele weitere regulatorische Veränderungen an, was zu noch mehr Aufwand und Unsicherheit bei Händlern führen wird“, erklärt Dr. Moritz Lukas von Taxdoo. Rechtskonformes Handeln werde damit zum erfolgskritischen Faktor im Onlinehandel. Auf der einen Seite dürfte dies die Nachfrage nach versierten Steuerberatern, die mit internationalen Steuerregeln vertraut sind, treiben. Auf der anderen Seite werde der Bedarf an automatisierten Lösungen massiv steigen, um den Aufwand zu bewältigen. „Vor allem die Backend-Prozesse hinken im E-Commerce leider oft noch hinterher. Dabei können Technologie und Automatisierung gerade die vielen komplexen Prozesse im Onlinehandel deutlich vereinfachen“, lautet das Fazit von Lukas.
Taxdoo mit Hauptsitz in Hamburg bietet eine automatisierte Compliance-Plattform im Finanzbereich für die digitale Ökonomie an. Die Plattform erleichtert es Onlinehändlern und Steuerberatern, internationale Umsatzsteuer und Finanzbuchhaltung abzuwickeln und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. Im Dezember 2020 gewann das Unternehmen den Taxcellence Award 2020 als beste „Tax Technology Lösung“. (sg)
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Zugehörige Themen:
Backend, Compliance, E-Commerce & Onlinehandel, Marketing & Vertrieb, Onlinerecht, Umsatzsteuer