02.11.2021 – Kategorie: eCommerce

Retourenmanagement: Welche Rolle spielen Cobots in der Zukunft der Logistik?

RetourenmanagementQuelle: 6 River Systems

Das enorme Wachstum im E-Commerce stellt Lagerbetreiber vor zwei große Herausforderungen: Der Druck, die Produktivität bei der Auftragsabwicklung kontinuierlich zu steigern, wächst parallel zum Bestellaufkommen.

Auch das Volumen an retournierten Artikeln wird immer größer. Für die Logistik bedeutet das Bearbeiten von Retouren ein Wettrennen gegen die Zeit. Denn je länger es dauert, ein Produkt wieder einzulagern, desto größer ist der Wertverlust – insbesondere bei saisonalen Waren. Blickt man auf Lösungen zum Beschleunigen von Lagerprozessen, kommen oftmals kollaborative mobile Roboter (Cobots) zum Einsatz. Können sie auch das Retourenmanagement zukünftig unterstützen?

Retourenmanagement mit Cobots optimieren?

In den Fulfillment-Centern von E-Commerce-Anbietern herrscht Hochbetrieb. Um die Kundenerwartungen zu erfüllen, müssen die Waren so schnell wie möglich kommissioniert und versendet werden. Immer häufiger arbeiten hierfür Mensch und Maschine Hand in Hand. Kollaborative mobile Roboter, kurz Cobots, führen die Kommissionierer autonom durch die Gänge. Sie optimieren Arbeitsabläufe und Lagerwege auf Grundlage der aktuellen Aufträge in Echtzeit. Cobots steigern so die Arbeitsgeschwindigkeit und entlasten gleichzeitig die Mitarbeiter.  Auch beim Retourenmanagement spielen Cobots ihre Stärken aus.

Automatisierte Lösung muss flexibel und skalierbar sein

Das Gesamtvolumen im E-Commerce ist zwar hoch, die Stückzahl pro Artikel jedoch sehr gering. Neben kleinteiligen Bestellungen ist der Handel von schwankenden Bestellvolumina geprägt. Das macht den flexiblen und skalierbaren Einsatz von Cobots besonders attraktiv. Über das reine Picking hinaus bergen sie für die Retourenabwicklung großes Potenzial. Indem sie immense Zeitersparnisse erzielen, lösen sie eine zentrale Herausforderung der Branche: Laut BEVH machen viele Kunden ihre Kaufentscheidung davon abhängig, ob sie Produkte kostenlos umtauschen und zurückgeben können. Mit dem Bestellvolumen wächst also die Zahl der Retouren.

In der Realität werden Retouren jedoch oft vernachlässigt. Denn die meiste Arbeit in einem Lager konzentriert sich auf das Bearbeiten von neuen Aufträgen. Retournierte Artikel werden in der Regel gesammelt. Erst wenn ihr Volumen hoch genug ist, bringen Mitarbeiter sie in die Regale zurück. Bis dahin nehmen die Retouren wertvollen Lagerraum ein und verursachen Staus. Zudem verlieren die Produkte jeden Tag an Wert. Das macht Preisnachlässe für einen Wiederverkauf meist unvermeidlich.

Ineffiziente Prozesse verursachen hohe Kosten

Geschwindigkeit ist also entscheidend, um den Restwert der Ware zu maximieren. Je länger die Rückführung der Waren in den aktiven Bestand dauert, desto kleiner wird das Verkaufsfenster. Auch der potenzielle Abschlag, der für den Wiederverkauf erforderlich ist, steigt. Eine CBRE-Studie besagt, dass die durchschnittlichen Kosten für die Rückgabe eines Artikels bis zu 59 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises betragen können. Ein großer Teil dieser Kosten entfällt auf das Wiederauffüllen der Bestände und das Rückführen von Retouren in Bestand und Verkauf.

Besonders deutlich wird die Herausforderung der Lagerlogistiker am Beispiel Bekleidung und Schuhe. Die Retourenquote ist bei diesen stark trend- und saisonbedingten Produktkategorien am höchsten – etwa bei 30 bis 40 Prozent. Die Zeit, in der die Ware zum vollen Verkaufspreis angeboten werden kann, ist demnach sehr kurz. Wird ein Produkt zurückgegeben, muss es schnellstmöglich wieder in den Bestand zurück. Nur so lassen sich das Verkaufspotenzial und der Preis maximieren.

Drei Phasen im Retourenmanagement

Welche Schritte sind nötig, um retournierte Produkte wieder einzulagern? Die Retourenabwicklung lässt sich in drei Phasen gliedern: Zunächst wird die im Lager eingetroffene Rücksendung eingescannt. Dies bestätigt, dass sich die Artikel wieder im Besitz des Lagers befinden. Endkunden und Händler werden benachrichtigt, dass die Ware eingetroffen ist. Es erfolgt ein finanzieller Abgleich. In der zweiten Phase wird eine Qualitätsprüfung durchgeführt, um festzustellen, ob das Produkt wiederverkauft werden kann. Handelt es sich um ein geringwertiges Produkt, wird es entweder weggeworfen oder auf einem Sekundärmarkt verkauft. Die Wiederaufnahme in den Bestand ist also vom Preis des Produkts abhängig.

Auch Vereinbarungen zwischen Händler und Hersteller sind entscheidend. Letztlich muss die Marke bereit sein, ein Produkt weiterzuverkaufen, das bis zu einem gewissen Grad „benutzt“ worden ist. In der dritten Phase wird das Produkt zurück in den Bestand überführt und am Kommissionierplatz mit dem verbleibenden Bestand konsolidiert. Dieser Prozess ähnelt im Wesentlichen der regulären Bestandsauffüllung in einem Lager. Hier lohnt sich die Aufteilung in schnell und langsam drehende Stock Keeping Units (SKU): Produkte, die sich gut verkaufen, lagern nah an den Kommissionier- und Auspackzonen. Bei einem geringeren Volumen bietet sich ein weiter entfernter Bereich des Lagers an. 

Dank Cobots verschiedene Prozesse kombinieren

Der Einsatz von Cobots kann den dritten Schritt, Artikel mit dem aktiven Bestand zu konsolidieren, produktiver und kostengünstiger gestalten. Wie beim Kommissionieren helfen Cobots den Mitarbeitern, das retournierte Produkt auf dem optimalen Weg zurück in das Inventar zu überführen. Noch effizienter wird dieser Prozess, wenn die Mitarbeiter in einem Zug andere Aufgaben der Bestandsverwaltung erledigen. Sie können beispielsweise zurückgegebene Ware in aktive Kommissionierplätze zurücklegen. Während sie sich im Gang befinden, können sie zur Disposition markierte Ware – beispielsweise am Ende der Saison – aufnehmen. Wenn die Ware immer noch zum Verkauf steht, aber zur Aktionsware wird, kann der Mitarbeiter sie für eine effizientere Kommissionierung näher an die Packstationen bringen. Cobots ermöglichen es Lagerbetreibern, die Retourenabwicklung nahtlos mit anderen Aufgaben der Bestandsverwaltung zu verzahnen und so eine erhebliche betriebliche Effizienz zu erzielen.

Technologie birgt auch für Stores Optimierungspotenzial

„Bei 6 River Systems integrieren wir unsere Lösung in das bestehende Retourenmanagementsystem des Lagerbetreibers. So können wir dazu beitragen, die Bestandsverfügbarkeit durch eine effizientere Aufstockung zu optimieren und die hohen Kosten für Retouren zu reduzieren“, sagt Gillan Hawkes, Vice President of Product Management and Analytics bei 6 River Systems. „Diese Fähigkeiten gelten nicht nur für das Lager, sondern können auch im Ladengeschäft sowie in Dark-, Live- und Omnichannel-Stores eingesetzt werden.“

Denn auch filialseitig können Kunden oftmals Waren retournieren. Das schmerzt besonders Einzelhändler, die möchten, dass sich ihr Ladenpersonal auf die Bedienung der Kunden konzentriert und nicht auf die Bearbeitung von Retouren. Da sich jedoch das Volumen der Retouren parallel zum E-Commerce mit der Zeit immer weiter steigern wird, ist eine Lösung gefragt. Obwohl Cobots gerade auf kleineren Ladenflächen oft nicht genug Platz zum Arbeiten haben, bietet ihre intelligente Software auch hier großes Optimierungspotenzial.

„Wir möchten unser Know-how auch den Umgebungen zur Verfügung stellen, in denen Cobots nicht eingesetzt werden können“, so Gillan Hawkes. „Daher machen wir die 6RS-Fulfillment-Software, inklusive Retourenmanagement, auf Handheld-Geräten verfügbar. Ein Filialmitarbeiter kann die Rückgabe scannen und wird von seinem Handheld schnell zum Lagerort des zurückgegebenen Produkts geführt.“ Diese Lösung bietet die Vorteile des Cobots in einer kostengünstigeren Variante und ist für eine kleinere Umgebung mit einem geringeren Retourenaufkommen geeignet.

Fazit: Zeitgewinn bei Retourenmanagement durch kollaboratives Arbeiten

Wie Lagerbetreiber mit dem Thema Retourenmanagement umgehen, ist vor allem eine Frage von Zeit und Geld. Das schnelle Wiedereingliedern retournierter Waren in das Inventar wirkt sich unmittelbar auf die Marge aller Beteiligten aus. Umso wichtiger ist es, dass dieser Prozess optimiert wird. Hier bieten Cobots eine flexible Lösung sowohl im Lager als auch im Store. Ihr Einsatz ist ein wichtiges Element, um die Geschwindigkeit sämtlicher Lagerbewegungen zu steigern. Werden Mitarbeiter auf optimierten Routen durch die Gänge geführt, lassen sich nahtlos mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen – ein immenser Gewinn an Effizienz, der das gesamten Fulfillment produktiver gestaltet.

Von Gillan Hawkes, Vice President of Product Management and Analytics bei 6 River Systems.

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