09.03.2021 – Kategorie: Kommunikation

Social-Media-Alternative: Wie ein neues Netzwerk nachhaltig und fair durchstartet

Social-Media-Kanäle Social-Media-AlternativeQuelle: RoBird/shutterstock

Wie kann ein Social-Media-Netzwerk nachhaltig sein? Start-up-Gründer Kevin Gallas Mayer erklärt im Interview, wie seine Plattform funktioniert und was sie von anderen Netzwerken unterscheidet.

Wie kann ein Social-Media-Netzwerk nachhaltig sein? Start-up-Gründer Kevin Gallas Mayer erklärt im Gespräch mit Chefredakteurin Christiane Manow-Le Ruyet, wie die Plattform Subs.de funktioniert und was sie als Social-Media-Alternative von anderen Netzwerken unterscheidet.

Christiane Manow-Le Ruyet: Subs ist euren Angaben zufolge die erste europäische Social-Media-Alternative, die keine Nutzerdaten verkauft, ohne Fake Accounts auskommt und Hate Speech sowie sexuelle Belästigung vermeidet. Wie gelingt euch das?

Kevin Gallas Mayer: Diese Probleme haben verschiedene Ursachen. Das Problem mit den Daten hat seinen Ursprung im Business Modell herkömmlicher Netzwerke. Das Geschäft mit Targeted Ads (personifizierte zielgerichtete Werbung) erfordert nämlich einen gläsernen Kunden mit möglichst vielen Informationen über seinen persönlichen Umständen, aktuellen Interessen und Glaubensmustern. Daraus werden psychologische Profile erstellt, welche im Zusammenhang mit den Content-Feed Algorithmen sogar politisch eine Gefahr für Europa darstellen können. Die weiteren Probleme werden durch die scheinbare Anonymität verstärkt. Ungeachtet dessen, ob die Anonymität in Wirklichkeit gegeben ist oder nicht. 

Mit subs.de (kurz für subscriptions, eng. für Abonnements) möchten wir ein faires Soziales Netzwerk aufbauen. Eine europäische Alternative zu den US Monopolen mit einer verifizierten Community und einem integrierten Creator Monetisierungsprogramm, welche eine möglichst co2 neutrale Nutzung ermöglicht und seine Nutzer nicht über das gesamte relevante Internet verfolgen muss, um sinnvoll zu funktionieren. Oder wie wir es auch gerne sagen: eben Social Media mal #ohneZucker

Social-Media-Alternative: Das ist der Unterschied

Wie unterscheidet ihr euch von Instagram und Co?

Kevin Gallas Mayer: Abgesehen davon, dass wir keine Targeted Ads schalten und echte Menschen auf der Plattform sind, lösen wir den Interessenkonflikt zwischen den Content Creators und der Social-Media-Alternative. Welcher Interessenkonflikt? Nunja, herkömmliche Plattformen verkaufen Reichweite. Wenn Content Creators diese Reichweite for free aufbauen und dann auch noch anfangen der Plattform die Kunden abzuwerben, ist das ein Problem.

Jeder Euro, der aus dem Werbebudget der Unternehmen an die Content Creators geht ist somit ein Euro, der nicht an die Plattform geht. Unser Social -Media-Start-up Subs positioniert sich hier eindeutig auf die Seite der Creators und schaltet selbst keine Werbung. Stattdessen werden wir, sobald wir eine kritische Masse erreicht haben, unseren Content Creators helfen ihre eigene Reichweite zu monetisieren. 

Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? Wie finanziert ihr euch?

Kevin Gallas Mayer: Anders als andere Social -Media-Start-ups hatten wir seit Tag 1 erste Umsätze generiert durch die Verifizierung. Dieses Geld ist für uns jedoch eher Mittel zum Zweck, eine skalierbare Verifizierung für alle Community Mitglieder ermöglichen zu können. Um unser eigentliches Geschäftsmodell umzusetzen, müssen wir vorerst noch etwas wachsen. Die Idee ist ein hybrides Modell einzuführen, ähnlich wie bei Spotify.

Wie es genau aussehen wird ist jedoch noch Betriebsgeheimnis. Aber eines kann ich bereits sagen, Content Creators werden davon stark profitieren und jeder wird mit seiner eigenen Reichweite Geld verdienen können. Und das Schöne an dem Modell ist, angenommen wir setzen eines Tages so viel um wie Facebook (86 Milliarden Dollar im Jahr 2020), dann wird unsere kreative Community den Großteil davon gemacht haben. 

Nachhaltigkeit und Fairness haben Priorität

Subs agiert zudem nachhaltig – was ist euer Anspruch dabei?

Kevin Gallas Mayer: Die Idee ist, Nachhaltigkeit von Anfang an im Geschäftsmodell mit einzuberechnen, damit sie auch skalierbar ist und mit dem Erfolg der Unternehmung mit wächst. Der Grund ist einfach, im Nachhinein nachhaltig zu werden ist schwierig, weil Gelder dann in der Regel bereits anderweitig verplant wurden. Bei Subs wird deshalb seit Tag 1 für jede Verifizierung gleichzeitig eine Baumspende getätigt für eine möglichst co2 neutrale Nutzung. Auf diese Weise haben wir heute bereits über 4000 Bäume pflanzen lassen. 

Social-Media-Alternative
Subs-Gründer Kevin Gallas Mayer. (Bild: Martin Hirsch)

An welche Zielgruppe richtet ihr euch?

Kevin Gallas Mayer: Unser Ziel ist eine europäische Alternative zu etablieren. Dafür müssen wir aber global denken, denn auch als Europäer möchte man beliebten US Creators und ihren Inhalten folgen. Aber gegen Monopole anzukämpfen ist hart, besonders als kleines Startup mit begrenzten Mitteln. Unsere Idee ist es, die perfekte Plattform für Content Creators zu bauen, denn sie sind das Herz einer jeden Social-Media-Community. Niemand geht auf Instagram oder Youtube, um Werbung zu sehen. Man besucht diese Plattformen, um sich mit seiner Familie, seinen Freunden und seinen liebsten Content Creators zu vernetzen. Und letztere machen bei weitem den Großteil allen veröffentlichten Contents, wenn sie also langfristig die Plattform wechseln, werden alle anderen mitziehen.

Wie wollt ihr Hate Speech und vor allem sexuelle Belästigung vermeiden? Auf welche Mechanismen, bzw. Technologien setzt ihr dabei?

Kevin Gallas Mayer: Natürlich haben wir die gewöhnlichen Melde-Mechanismen auch, die jedes Soziale Netzwerk benötigt. Jedoch haben wir zusätzliche Sicherheitsfeatures, die perfekt mit der Verifizierung einhergehen. Z.B. haben verifizierte Mitglieder die Möglichkeit, bestimmte Kontaktschnittstellen wie Kommentare oder Direktnachrichten auf andere verifizierte Mitglieder zu begrenzen. Damit können sie sich vor Social Bots und anonymen Trolls hüten. Die Prämisse dabei ist, dass verifizierte Mitglieder, welche ihre Personalien im System hinterlegt haben, weniger wahrscheinlich illegale sexuelle Belästigung oder Hate Speech ausüben. Auf Subs gibt es das alles noch nicht, aber man muss solche Lösungen von beginn an umsetzen, um es skalierbar zu machen.

Social -Media-Alternative mit großen Plänen

Bis jetzt habt ihr eine Community von 25.000 Mitgliedern aufgebaut. Verglichen mit Instagram ist das verhältnismäßig wenig. Wie wollt ihr die Reichweite steigern?

Kevin Gallas Mayer: Bis heute wachsen wir allein über Mund zu Mund und haben noch nichts für Werbung ausgegeben. Heute sind es schon fast 27.000 Mitglieder, und es ändert sich täglich ohne unser Zutun. Das war für uns ein wichtiger Proof of Concept, denn viele Social-Media-Start-ups, die für ihre Reichweite zahlen mussten, sind nicht über einen Hype hinaus geblieben. Uns war wichtig eine Community aufzubauen, die sich langfristig halten kann. So sind bei Subs viele Mitglieder der ersten Stunde heute noch aktiv dabei. Sobald wir eine kritische Masse erreicht haben wird der Moment kommen, an dem Creators auf SUBS Geld für ihre Reichweite erhalten. Das wird die Aufwärtsspirale erst in den Gang bringen. 

Inwieweit eignet sich eure Social -Media-Alternative auch für Unternehmen?

Kevin Gallas Mayer: Kommt vollkommen auf die Zielgruppe an. Jetzt sind bereits viele Fotografen, Models, Künstler und Makeup Artists auf Subs unterwegs, und wir haben tatsächlich schon erste Sponsoring-Anfragen mit genau dieser Zielgruppe. Jedoch haben wir noch keine Business Tools aufgebaut, wenn auch bereits konzipiert. Wir werden demnächst manuelle Sponsoring Tests im kleinen Rahmen durchführen, um wichtige Learnings für die automatisierten Business Tools daraus zu ziehen. Interessierte Unternehmen können uns diesbezüglich heute bereits angehen.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Kevin Gallas Mayer: Auf Seiten des sozialen Netzwerks haben wir so ziemlich alle kritischen Hypothesen prüfen und die wichtigsten Proof of Concepts einholen können. Nun werden wir trotz Corona die erste Finanzierungsrunde mit externen Geldgebern planen müssen und hoffen die für so ein Projekt notwendigen Ressourcen von europäischen Investoren einnehmen zu können. Freunde von uns sind, allein um Gelder einzunehmen in die USA gegangen, mit der Aussage, europäische Investoren seien zu konservativ. Wir möchten das nicht. Europa braucht eigene Alternativen, und diese müssen hier finanziert werden. 

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