11.08.2020 – Kategorie: IT
Start-ups: Der plötzliche Tod des Tischkickers
Bei den Start-ups setzt nur noch eine Minderheit auf Spiel- und Unterhaltungsangebote wie Tischfußball, um die Mitarbeiter zu motivieren. Weit verbreitet sind dagegen das Arbeiten im Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und Mitarbeiter-Events.
Ein Tischkicker im Großraumbüro galt noch vor wenigen Jahren als Erkennungszeichen für Start-ups. Doch inzwischen steht gerade noch in 17 Prozent der befragten Start-up-Unternehmen ein Kicker – und nur jede dritte Firma (34 Prozent) bietet überhaupt Spiel- und Unterhaltungsangebote, zu denen etwa auch Tischtennis oder eine Spielekonsole gehören. Das ist das überraschende Ergebnis einer neuen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 206 Start-ups in Deutschland.
Start-ups setzen auf Homeoffice und mobiles Arbeiten
Um für eine gute Arbeitsatmosphäre zu sorgen, setzt stattdessen eine große Mehrheit auf Homeoffice und mobiles Arbeiten (89 Prozent), eine insgesamt lockere Arbeitsatmosphäre (85 Prozent) sowie auf Mitarbeiter-Events (81 Prozent). Drei Viertel (78 Prozent) nutzen zudem Vertrauensarbeitszeit, 57 Prozent bieten Gleitzeit an und 17 Prozent Arbeitszeitkonten. Zudem erachten sieben von zehn Start-ups den Einsatz von agilen Arbeitsmethoden (71 Prozent) und ein Mitspracherecht bei der Ausgestaltung des eigenen Arbeitsplatzes (69 Prozent) als wichtig.
„Der Kicker sollte als Startup-Klischee endgültig ausgedient haben. Im immer härter werdenden Wettbewerb um die besten Leute versuchen Start-ups die Wünsche und Erwartungen der Bewerber und Mitarbeiter zu erfüllen – und dabei geht es vor allem um Themen wie Arbeitsplatzgestaltung und flexible Arbeitszeit“, sagt Jenny Boldt, Leiterin Startups beim Bitkom.
„Vor allem Start-ups würden davon profitieren, wenn wir uns in Deutschland von starren, aus Zeiten der Werkbank stammenden Arbeitszeitregelungen trennen würden. Wir sollten uns von täglichen Höchstarbeitszeiten und Ruhepausen verabschieden und stattdessen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit einführen“, so Boldt weiter.
Mitarbeiter profitieren von kostenlosen Leistungen
Nur jedes vierte Start-up (26 Prozent) versucht Mitarbeiter mit überdurchschnittlichen Gehältern zu locken, 24 Prozent bieten Sabbaticals oder andere berufliche Auszeiten an und jedes fünfte Unternehmen zahlt Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge. In 15 Prozent der Start-ups gibt es einmalige Bonuszahlungen in Form von Unternehmensbeteiligungen, um den Stellenantritt attraktiver zu machen.
Weit verbreitet in Start-ups sind dagegen kostenlose Getränke für die Mitarbeiter (72 Prozent) sowie kostenlose Verpflegung (49 Prozent) wie zum Beispiel ein Obstkorb oder eine kostenlose Kantine. Zwei Drittel (66 Prozent) versuchen die Mitarbeiter dadurch zu motivieren, dass sie technische Geräte wie Smartphone oder Notebook auch privat nutzen dürfen. Jedes zweite (50 Prozent) schafft zudem regelmäßig die neueste Gerätegeneration bei Smartphones, Tablets und Computern an. Ebenfalls eine knappe Mehrheit (56 Prozent) versucht mit Weiterbildungsmaßnahmen zu punkten. In rund jedem vierten Startup (29 Prozent) erhalten die Mitarbeiter ein Jobticket. Nur in jedem fünften Startup (20 Prozent) gibt es Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wie ein Fitnessstudio oder regelmäßige Massagen.
Start-ups setzen verstärkt auf künstliche Intelligenz
Wie eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Umfrage des Bitkom bei 206 Start-ups zeigt, könnte künstliche Intelligenz zu einer Standardtechnologie in Start-up-Unternehmen werden. 47 Prozent der befragten Firmen geben an, derzeit künstliche Intelligenz einzusetzen. Außerdem planen 35 Prozent den Einsatz oder diskutiert darüber. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten erst 39 Prozent der Startups KI im Einsatz, 38 Prozent wollten sich damit beschäftigen. In der Gesamtwirtschaft nutzen gerade sechs Prozent der Unternehmen ab 20 Mitarbeitern KI-Technologien, weitere 22 Prozent beschäftigen sich damit.
„Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie. Von ihrem Einsatz wird die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft abhängen. Startups spielen bei der Weiterentwicklung der KI-Technologie und ihrem Praxiseinsatz in völlig neuen Geschäftsmodellen eine herausragende Rolle“, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg die Ergebnisse.
Cloud Computing und Datenanalyse noch mehr verbreitet
Noch weiter verbreitet als künstliche Intelligenz ist in Start-ups nur Cloud Computing, auf das 68 Prozent der jungen Unternehmen zurückgreifen. Die Datenanalyse mit 48 Prozent liegt auf dem zweiten Platz, fast gleichauf mit der KI-Nutzung. Dahinter folgen Anwendungen des Internets der Dinge (IoT) mit 33 Prozent. Nur jeweils eine kleine Minderheit setzt auf Virtual oder Augmented Reality (elf Prozent), die Blockchain (zehn Prozent), 3D-Druck (neun Prozent), Robotik (sechs Prozent) und Drohnen (fünf Prozent).
Schlusslicht ist der neue Mobilfunkstandard 5G, der erst in zwei Prozent der Start-ups zum Einsatz kommt. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man sich jene Technologien ansieht, deren Nutzung in Start-ups geplant ist oder über die diskutiert wird. Hinter dem Spitzenreiter künstliche Intelligenz (35 Prozent) folgt die Datenanalyse (34 Prozent), dahinter liegen aber bereits die 5G-Technologie mit 31 Prozent sowie Blockchain mit 28 Prozent) und das Internet der Dinge mit 25 Prozent.
Zur Methodik der Umfrage: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 206 IT- und Internet-Start-ups in Deutschland befragt. Grundlage der Angaben zur Gesamtwirtschaft ist eine Befragung, in der 603 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten telefonisch befragt wurden. Die Fragestellungen lauteten: „Welche der folgenden Angebote beziehungsweise Leistungen bietet euer Start-up den Mitarbeitern an?“; „Welche der genannten Technologien sind in eurem Start-up beziheungsweise in Ihrem Unternehmen bereits im Einsatz, werden geplant oder diskutiert oder sind derzeit kein Thema?“.
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