15.09.2021 – Kategorie: Handel
Stationärer Handel: Wie Innenstädte wieder an Attraktivität gewinnen
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. und der Handelsverband Deutschland (HDE) haben in einer Stellungnahme erklärt, wie Innenstädte als Orte der Begegnung und Wirtschaftsfaktor attraktiver werden. Stationärer Handel soll von einem Maßnahmenpaket profitieren, das steuerliche Entlastungen für Investitionen, gezielte Förderungen und digitale Infrastruktur enthält.
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. und der Handelsverband Deutschland (HDE) sind davon überzeugt, dass die technologische Entwicklung am Point of Sale und die aktive Nutzung digitaler Mittel zur Belebung der deutschen Innenstädte beitragen. So könnten die Folgen des Pandemie-bedingten Stillstands, von dem stationärer Handel betroffen ist, bewältigen werden. „Wir müssen aufhören, Online-Handel und stationären Handel als Konkurrenten zu sehen. Vielmehr können wir den stationären Handel dadurch stärken, indem wir ihn digital ertüchtigen und den Online- mit dem Offline-Einkauf verzahnen“, erklärt Marco Junk, Geschäftsführer des BVDW.
Stationärer Handel massiv von Corona-Krise betroffen
Die größte Herausforderung für den stationären Handel ist nach wie vor die stark rückläufige Einkaufsfrequenz. Dieser Frequenzrückgang wurde durch die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung stark weiter beschleunigt und verstärkt. „Der Einzelhandel als Kernbranche vitaler Innenstädte steht in Folge der Corona-Krise insbesondere im Bekleidungsbereich in vielen Fällen vor der Insolvenz. Am Ende der Krise könnten bis zu 50.000 Geschäfte vom Markt verschwunden sein. Das hat Auswirkungen auf ganze Innenstädte“, erläutert Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer. In der Folge ist abzusehen, dass etliche Handelsunternehmen die Krise nicht überstehen werden. Die Dynamik dieser Veränderungen in der Versorgungsqualität erfordert das rasche und koordinierte Handeln aller Innenstadtakteure.
Stationärer Handel wird durch technologische Innovationen entlastet
BVDW und HDE sind der Auffassung, dass eine sinnvolle Durchdringung technologischer Innovationen die Händler entlastet, Kunden ein Einkaufserlebnis bietet und den Standort Innenstadt attraktiver macht. Jedoch können rund 60 Prozent der Handelsunternehmen in Deutschland derzeit aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und der Corona-Maßnahmen nicht in ihre Zukunft investieren. Deshalb fordern BVDW und HDE Maßnahmen, die Investitionen in Innovationen und digitale Grundausstattung wie Kassensysteme, Warenwirtschaftssysteme und Systeme zur Abbildung lokaler und stationärer Verfügbarkeit von Waren ermöglichen.
Stationärer Handel kann durch Maßnahmenpakete aus Steuervergünstigungen, Abschreibungen oder Zuschüssen gestärkt werden, ebenso wie der aufstrebende Technologiestandort Deutschland. „Damit der Mittelstand in unseren Innenstädten in dieser Krise nicht unverschuldet den Anschluss verliert, braucht es ein staatliches Förderprogramm, Vernetzung der betroffenen Innenstadtakteure und funktionierende Infrastruktur. Ansonsten drohen verödete Stadtzentren“, berichtet Tromp.
Marco Junk ist Geschäftsführer des BVDW. Stephan Tromp ist stellv.. Hauptgeschäftsführer des HDE.
Zusammenwachsen von lokalen und digitalen Angeboten
Zudem braucht es Vorreiter, Pilotprojekte und die notwendige Infrastruktur, um das Zusammenwachsen von lokal und digital sowie die Krisenbewältigung zu ermöglichen. Hier kann die Politik Maßstäbe setzen: mit der Bereitstellung von breitflächigem und schnellem WLAN, mit einem Ausbau von E-Government-Angeboten und mit Richtlinien zur Interoperabilität von Software (Standard APIs, Standard- Formate, Open Source). Diese Handlungsoptionen der künftigen Regierung sollten evaluiert und ausgeschöpft werden, um die Rahmenbedingungen für eine digitalisierte, lebendige und wirtschaftlich erfolgreiche Innenstadt zu schaffen.
Darüber hinaus muss es einen stetigen, offenen und konstruktiven Austausch zwischen Händlern, Tech-Unternehmen, Startups, Verbänden, Politik und Verwaltung geben, um lösungsorientiert die Problemlage zu analysieren. Deshalb schlagen BVDW und HDE die Einführung eines Roundtables zu Retail Tech mit den zuständigen Ministerien vor, der quartalsweise entsprechende Stakeholder zur gemeinsamen Arbeit und gegenseitigen Vernetzung zusammenbringt.
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. ist die Interessenvertretung für Unternehmen, die digitale Geschäftsmodelle betreiben oder deren Wertschöpfung auf dem Einsatz digitaler Technologien beruht. Als Impulsgeber, Wegweiser und Beschleuniger digitaler Geschäftsmodelle vertritt der BVDW die Interessen der digitalen Wirtschaft gegenüber Politik und Gesellschaft und setzt sich für die Schaffung von Markttransparenz und innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen ein. Sein Netzwerk von Experten liefert mit Zahlen, Daten und Fakten Orientierung zu einem zentralen Zukunftsfeld. Neben der DMEXCO und dem Deutschen Digital Award richtet der BVDW eine Vielzahl von Fachveranstaltungen aus.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) ist seit über 100 Jahren die Spitzenorganisation des deutschen Einzelhandels – des drittgrößten Wirtschaftszweigs in Deutschland – mit insgesamt drei Millionen Beschäftigten und gut 585 Milliarden Euro Jahresumsatz. Er vertritt die Belange und Interessen von rund 300.000 Einzelhandelsunternehmen – aller Branchen, Standorte und Betriebsgrößen. Bei 50 Millionen Kundenkontakten täglich versorgt der Einzelhandel seine Kunden mit der kompletten Bandbreite an Produkten.
Lesen Sie auch: Programmatic Omnichannel: Neuer Leitfaden von BVDW zeigt Potenzial auf
Teilen Sie die Meldung „Stationärer Handel: Wie Innenstädte wieder an Attraktivität gewinnen“ mit Ihren Kontakten: