30.11.1999 – Kategorie: IT
Studie 2009 „Europäische Zahlungsgewohnheiten“
Drei von vier Rechnungen (77 Prozent) werden in Deutschland fristgerecht bezahlt – in Süddeutschland sogar 79 Prozent.
Dazu gewähren deutsche Unternehmen ihren Kunden mit durchschnittlich 25 Tagen im Vergleich zu vier europäischen Ländern die kürzeste Zahlungsfrist. Britische, Schweizer, bulgarische sowie ungarische Unternehmen räumen im Durchschnitt sechs bis acht Tage mehr Zeit für das Begleichen von Rechnungen ein. Das ergab die EOS Fünf-Länder-Studie 2009 „Europäische Zahlungsgewohnheiten“. Für die Studie hat die internationale EOS Gruppe, Anbieter in den Bereichen Informations-, Debitoren- und Forderungsmanagement, gemeinsam mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Ipsos 1200 Unternehmen zu den unterschiedlichen Zahlungsgewohnheiten befragt.
Trotz des im Ländervergleich guten Zahlungsverhaltens geben 44 Prozent der befragten deutschen Firmen an, dass die Zahlungsmoral in den letzten zwei Jahren abgenommen habe. Für die Zukunft rechnen 52 Prozent von ihnen mit einer Verschlechterung. Dabei blicken besonders Industrieunternehmen und Unternehmen mit einem Umsatz von über 26 Millionen Euro pessimistisch in die Zukunft: 57 Prozent der Industrieunternehmen und 61 Prozent der Firmen mit einem Umsatz über 26 Millionen Euro gehen davon aus, dass sich die Zahlungsmoral in den nächsten zwei Jahren verschlechtern wird. Ebenfalls pessimistisch bewerten Unternehmen die Insolvenzentwicklung in Deutschland: Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) glauben, dass die Zahl der Privatinsolvenzen in den kommenden zwei Jahren zunehmen wird; bei den Unternehmensinsolvenzen gehen 87 Prozent von einer Zunahme aus.
Stephan Spieckermann, Geschäftsführer der EOS Deutschland GmbH, Geschäftsbereich B2B, erläutert: „Durch die hohe Exportausrichtung ist Deutschland von der derzeitig rückläufigen, internationalen Konjunkturentwicklung negativ betroffen.“ Jürgen Borgartz, als Geschäftsführer der EOS Deutschland zuständig für den B2C-Bereich ergänzt: „Viele Unternehmen versuchen derzeit ihre Umsatzeinbrüche mit Kurzarbeit auszugleichen. Sollten die Firmen mittelfristig keine Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung erkennen, werden Mitarbeiter entlassen. Ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit wird das Zahlungsverhalten nachhaltig beeinträchtigen.“ Beide betonen: „Es empfiehlt sich, Forderungsausfällen professionell vorzubeugen beziehungsweise ausgefallene Forderungen professionell einzuziehen.“
Jede Region in Deutschland zeigt ein individuelles Zahlungsverhalten: Norddeutsche Unternehmen räumen ihren Kunden eine durchschnittliche Zahlungsfrist von lediglich 22 Tagen ein – das ist kürzer als in Süd- (24 Tage), West- (26 Tage) oder Ostdeutschland (28 Tage). Süddeutsche Unternehmen profitieren von ihren zuverlässigen Kunden: 79 Prozent der Rechnungen werden fristgerecht bezahlt, und der Anteil an Forderungsausfällen beträgt lediglich 1,6 Prozent. Zum Vergleich: In Norddeutschland liegt die Ausfallquote mit 2,8 Prozent fast doppelt so hoch, nur 75 Prozent der Rechnungen werden fristgerecht bezahlt. Ein Fünftel der ostdeutschen Unternehmen (22 Prozent) war schon einmal aufgrund von Zahlungsverzögerungen oder -ausfällen in ihrer Liquidität gefährdet – doppelt so viele wie im bundesweiten Durchschnitt (11 Prozent).
Auch halten ostdeutsche Unternehmen im Bundesvergleich lange an überfälligen Forderungen fest und schreiben sie erst nach 475 Tagen ab – der bundesweite Durchschnitt unter den Befragten liegt bei 364 Tagen.
Regionale Unterschiede zeigen sich ebenfalls bei der Finanzierung. Auf öffentliche Fördermittel greifen 13 Prozent der Befragten im Süden zurück, jeweils 19 Prozent im Norden und im Westen sowie 46 Prozent im Osten. Professor Christoph J. Börner vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Finanzdienstleistungen, der Universität Düsseldorf kommentiert das Ergebnis: „Es bestätigt den Unterschied zwischen Ost und West bei der Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel, den wir im EOS Finanzpanel 2007 ermittelten.“
Gemeinsam mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Ipsos befragte die EOS Gruppe im Frühjahr 2009 insgesamt 1200 Unternehmen in fünf Ländern zu den dortigen Zahlungsgewohnheiten. Jeweils 200 Unternehmen in Bulgarien, der Schweiz, Groß;britannien und Ungarn sowie 400 Unternehmen in Deutschland beantworteten Fragen rund um die eigenen Zahlungserfahrungen, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sowie zu den Themenkreisen Informations-, Debitoren- und Forderungsmanagement.
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