19.03.2022 – Kategorie: Handel
Umweltfreundliche Verpackungen: So wird der Warenversand wirklich nachhaltig
Der Onlinehandel wächst stetig. In Deutschland werden jährlich mehr und mehr Pakete versendet. Daraus resultiert ein deutlicher Zuwachs an Verpackungsmüll pro Kopf. Alleine im Jahr 2018 fielen über 98 Kilogramm Papier- und Pappmüll pro Kopf in Deutschland an. Die Tendenz ist steigend. Diese Zahlen sind wirtschaftlich durchweg positiv, ökologisch gesehen allerdings fatal. Der Klimawandel schreitet immer weiter voran und der Drang nach umweltfreundlichen Lösungen wächst. Das bringt auch den Onlinehandel zum Umdenken und somit zur Frage: Wie wird umweltfreundlicher Versand im E-Commerce ermöglicht?
Die Verwendung von Pappmaterial bedeutet nicht immer, dass es sich damit auch um umweltfreundliche Verpackungen handelt. Wir verbinden Pappe schnell mit Holz und sehen somit als Grundlage eine nachwachsende Ressource. Pappe ist dadurch in der Regel positiv konnotiert, obwohl sie meist nur einmalig im Warenversand verwendet wird. Schaut man sich den gesamten Prozess an, wirkt diese einmalige Verwendung fragwürdig. Betrachtet man die Produktlebenszeit einer Pappverpackung, macht die eigentliche Nutzungszeit mit wenigen Tagen nur einen Bruchteil ihrer gesamten Lebenszeit aus. Abgeordnete des Europäischen Parlaments fordern heute schon die EU-Länder nachdrücklich auf, Mehrweglösungen zu fördern, Abfalldeponierung zu beenden und Müllverbrennung zu beschränken. Die Frage nach Alternativen, um diese Missverhältnisse im Warenversand zu verbessern, scheint somit begründet.
Umweltfreundlicher Versand durch kompostierbare Verpackungen
Eine denkbare und derzeit oft diskutierte Verpackungslösung für umweltfreundlichen Versand sind kompostierbare Verpackungen. Dabei nutzt man ein Grundmaterial, welches prinzipiell kompostiert werden kann. Ein Blick in die Praxis wirft jedoch einige Fragen auf. So rät beispielsweise die Verbraucherzentrale davon ab, Verpackungen aus dem sogenannten Bioplastik in die Biotonne zu werfen. Die Verrottungszeiten sind immer noch deutlich länger, als es die Prozesse vorsehen. Zudem sind herkömmliches Plastik und Bioplastik optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Daher müssen Verpackungen aus Bioplastik in den Werken wieder mühsam aus dem Kompost aussortiert werden.
Umweltfreundliche Verpackungen: Von der Quelle bis zur Entsorgung
Um umweltfreundliche Verpackungen zu gewährleisten, muss ein weiterer Blick in Richtung der Rohstoffquellen geworfen werden. Für eine wirklich nachhaltige und sinnvolle Lösung können dies nur Nebenprodukte von bestehenden pflanzlichen Produkten sein. Anbauflächen für Biomasse zu nutzen, die letztendlich nur als Einwegverpackung dient, ist nicht sinnvoll. Diese Flächen sollten vorrangig für den Lebensmittelbedarf genutzt werden. Im schlimmsten Fall werden für den Anbau neue Waldflächen gerodet. Das Fraunhofer Institut gibt an, dass Biokunststoffe aus Mais oder Zucker in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen.
Bei der Entsorgung kompostierbarer Verpackung entsteht die romantische Vorstellung, dass die Verpackung letztendlich im eigenen Garten auf dem Komposthaufen verschwindet und man sie zum Düngen des eigenen Pflanzenanbaus verwenden kann. Gerade in urbanen Räumen wird man schnell feststellen, dass dies mehr einer Utopie gleicht. So kompostieren viele Städte auch keine Bio-Abfälle in großen Mengen. Das bedeutet, dass Anbieter auch bei kompostierbaren Verpackungen nach wie vor eine Entsorgungsinfrastruktur bereitstellen müssen.
Der wohl entscheidenste Faktor ist die Betrachtung der erforderlichen Energie zur Herstellung der Versandverpackungen. Denn ein kompostierbarer Rohstoff bedeutet nicht zwangsläufig, dass weniger CO₂ für die Herstellung freigesetzt wurde und er somit nachhaltiger ist. Das Bundesumweltamt gibt an, dass Bio-Plastik in dieser Hinsicht nicht nachhaltiger ist. Während fossilbasierte Kunststoffe CO₂ freisetzen, reduzieren biobasierte Kunststoffe die CO₂-Speichervolumen von Landflächen.
Vorteile von Kunststoffverpackungen
Es bleibt die Betrachtung von Kunststoffverpackungen. Ein Nachteil von Kunststoff ist, dass bei der Erzeugung und Verarbeitung mehr CO₂ freigesetzt wird, als bei Pappe. Im Fall von Polypropylen (PP, siehe Abbildung 2) sind das um den Faktor 1,5 bis etwa 4,4 mal mehr CO₂. Ein klarer Vorteil von Kunststoff ist allerdings, dass dieser langlebig und robust ist. Kunden und Kundinnen können ihn deutlich häufiger verwenden. Sie können Kunststoffverpackungen also unbedingt mehrfach verwenden, um eine bessere Bilanz gegenüber der Pappverpackung aufzuweisen. Für eine vollumfängliche Betrachtung müssen wir sowohl die Transportwege, als auch der Entfall von CO₂-Speicherkapazitäten von Waldflächen berücksichtigen.
Entscheidend für die Verwendung von Kunststoff ist zudem, dass man auf Monomaterialien beim Produktdesign achtet. Das bedeutet, dass die gesamte Verpackung aus einem einzigen Material besteht, um die maximal mögliche Recyclingquote zu erreichen. Im besten Fall verwenden Unternehmen dunklen Kunststoff, um den Anteil der Rezyklate zu erhöhen. Verpackungen können dann nach einer gewissen Anzahl an Nutzungszyklen vollständig recycelt werden.
Umweltfreundliche Verpackungen: Reduce, reuse, recycle
Die 3R Regel – Reduce, Reuse und Recycle – zeigt die Möglichkeiten auf um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und den Warenversand nachhaltiger zu gestalten. Die höchste CO₂-Einsparung erzielen Warenhändler, indem sie die Nachfrage reduzieren- sprich “Reduce”. Produzierende Unternehmen stellen die Produkte, die Kunden und Kundinnen gar nicht erst anfragen, auch nicht her. Sie verursachen somit auch kein CO₂. Ein Rückgang des Onlinehandels und somit des Bedarfs an Verpackungen für den Versand ist aus der aktuellen Entwicklung des E-Commerce nicht ersichtlich. Die Möglichkeiten von “Reuse” und “Recycle” spielen daher in dieser Reihenfolge eine wesentliche Rolle. Die Wiederverwendung (“Reuse”) von Produkten reduziert die Produktion neuer Produkte und spart somit ebenfalls CO₂ ein. Sind weder Reduzierung noch Wiederverwendung eine Option, so ist die letzte Möglichkeit das Recycling, um eine gesteigerte Nachhaltigkeit zu erreichen.
Ideal für Mehwegverpackungen sind also Materialien, die nach langer Lebensdauer über den Recyclingprozess regional zu neuen Rohstoffen und anschließend zu neuen Mehrwegverpackung verarbeitet werden. Dadurch wird die Wiederverwendung und das Recycling ideal kombiniert. Dieses Material besteht im besten Fall aus nachwachsenden Rohstoffen, welche sonst ein Abfallprodukt wären. Dieser Rohstoff muss in den Mengen und zu den Preisen verfügbar sein, dass die Verwendung als Mehrwegverpackung wirtschaftlich sinnvoll ist. Solange dieses Material nicht verfügbar ist, stellt die Mehrwegverpackungen aus fossilbasiertem Kunststoff, die vollständig recycelt werden kann, die einzige Lösung dar.
Mehrwegverpackungen sind in Bereichen wie beispielsweise der Getränkeindustrie bereits etabliert. Mit hochwertigen Mehrwegverpackungen aus Kunststoff werden Endverbraucherinnen und -verbraucher daran gewöhnt, Verpackungsmaterial nicht als Wegwerfartikel, sondern als wertvolle Ressource zu sehen. Mehrwegverpackungen aus fossilbasiertem Kunststoff können insbesondere durch ihre Robustheit deutlich öfter verwendet und dadurch einen wertvollen Beitrag zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Onlinehandel leisten.
Neue Möglichkeiten durch Mehrwegverpackungen
Neben der Steigerung der Nachhaltigkeit ergeben sich durch Mehrwegkonzepte neue Möglichkeiten bei der Interaktion zwischen Online-Shops und Endverbraucherinnen und -verbrauchern. rhinopaq als einer der ersten Anbieter für wiederverwendbare Versandverpackungen hat dafür eine eigene Community-Plattform entwickelt. Kundinnen und Kunden können nach Erhalt der Ware die Verpackungs-ID online eingeben, um unter anderem den Weg zum nächsten Briefkasten als Rückgabestation zu finden. Zusätzlich sehen sie, wie viel CO₂ durch die Nutzung der individuellen Mehrwegverpackung bereits eingespart wurde.
Im Sendungsverlauf können Endverbraucherinnen und -verbrauchern Onlineshops sehen, die Produkte bereits mit der Verpackung versenden. Durch diese Funktion profitieren sowohl Onlineshops, die dadurch zusätzliche Reichweite gewinnen, als auch die Endverbraucher, die bewusst bei Shops mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit einkaufen möchten. rhinopaq schafft so neben der Steigerung der Nachhaltigkeit weitere Anreize, auf Mehrwegverpackungen umzusteigen.
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