05.05.2011 – Kategorie: Fertigung, Handel, IT, Management, Marketing, Technik, eCommerce

Viele Wege führen zum Geld

Das Einkaufen per Internet hat sich etabliert – nicht aber das Bezahlmodell: Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile.


 


Seit nunmehr fast zwanzig Jahren werden für das Internet Bezahlmodelle gesucht, die Käufern und Verkäufern Vorteile bringen, absolut sicher und für kleine wie große Transaktionsbeiträge gleichermaßen geeignet sind. Doch das bleibt Illusion. Wer Waren und Dienstleistungen per Internet anbietet, hat auch in Zukunft die Qual der Wahl zwischen einer Vielzahl unterschiedlicher Systeme. Sie alle sammeln in einzelnen Bereichen Punkte, haben in anderen jedoch ihre spezifischen Nachteile. Trotzdem kann auch ein vordergründig unterlegenes System zum Pflichtangebot eines Webshops gehören – wenn es der potenzielle Käufer wünscht und honoriert.


 


Ganz oben in der Gunst der Käufer stehen momentan die beiden Bezahlarten „Elektronische Lastschrift“ und „Kauf auf Rechnung“. Doch ausgerechnet diese beiden Varianten gehören aus Sicht der Händler abhängig vom Produktportfolio zu den risikoreichsten Payment-Methoden, weil hier der Händler mit seinem Warenversand grundsätzlich in Vorleistung geht. Genau umgekehrt verhält es sich bei der von Anbietern so geschätzten Zahlung per Vorauskasse: Nur seriösen Verkäufern geben Kunden einen solchen Vertrauensvorschuss.


 


Treffen in der Mitte


 


Zwischen den beiden Extremen – „erst Geld dann Ware“ und „erst Ware dann Geld“ – bewegt sich das Gros der Zahlsysteme. Damit verbunden sind für beide Seiten des Handels gleichmäßig verteilte Sicherheitsrisiken. Beispiele dafür sind Online-Banking sowie Prepaid-, Kunden- oder Bonuskarten, deren Verfügbarkeitsrahmen der jeweilige Kartenherausgeber in Echtzeit prüft. Ähnlich verhält es sich mit der Kreditkarte. Sie gehört – anders als noch vor  wenigen Jahren – mittlerweile zu den am weitesten verbreiteten Zahlungsmitteln im Internet. Für Händler und Kunden gilt im Betrugsfall eine hundertprozentige Haftungsumkehr sofern sich Händler dem 3D Secure-Verfahren angeschlossen haben.


 


 Dieses wird von Master und Visa unterstützt und die Karten ausgebende Bank trägt das Risiko. Dabei wird der Karteninhaber während der Verifikation der Karte aufgefordert, ein Passwort einzugeben. Dadurch erhöht sich die Sicherheit erheblich. Nicht vermeiden lässt sich allerdings der Ärger, der mit jedem Missbrauch zunächst für Käufer und Verkäufer entsteht. Jeder Shopbetreiber ist deshalb gut beraten, schon im Vorfeld nach typischen Betrugsmustern Ausschau zu halten. Dabei helfen E-Commerce-erfahrene Berater, die herstellerneutral entsprechende Spezialanwendungen empfehlen und implementieren können. Im Katz-und-Maus-Spiel zwischen immer raffinierteren Betrugsmustern und erweiterten Sicherheitsstandards sind diese Profis stets auf dem neuesten Stand und können ihre Erfahrung aus einer Vielzahl an Projekten gezielt einbringen.


 


Erfreulicherweise haben Kreditkarteninstitute wie Mastercard und Visa mittlerweile ihre Hausaufgaben gemacht und neue Sicherheitsmechanismen wie den 3D Secure-Standard implementiert. Banken sind zudem verpflichtet, schrittweise ihre herausgegebenen Karten mit Sicherheitsfunktionen zu erweitern und in Zukunft die Bezahlung mit PIN und Passwort zu unterstützen. Technologien wie diese und besonders das im Online-Banking verbreitete Payment Card Industry (PCI)-Zertifikat haben den klassischen Zahlmethoden aus der Vor-Internet-Ära erfolgreich den Weg zum E-Commerce geebnet.


 


Der schnelle Weg zum Kleingeld


 


Vor ganz anderen Problemen stehen die Anbieter von niedrigpreisigen Gütern oder Live Content. Hier liegt zwischen Bezahlung und Freischaltung für den gebuchten Service nur eine kurze Zeitspanne, in der die Zahlung autorisiert und abgewickelt werden muss. Auf dem Gebiet des Micropayments hat sich eine Reihe professioneller Anbieter etabliert. Für die Nutzung dieser Dienste können sich die User zwar jederzeit freischalten lassen, müssen dabei jedoch unter Umständen ihre persönlichen Daten erneut eingeben. Dieser Prozessschritt ist den strengen, europaweit gültigen Datenschutzbestimmungen geschuldet, wonach nicht ohne ausdrückliche Zustimmung des Kunden personenbezogene Informationen an die jeweiligen Payment-Dienstleister weitergegeben werden dürfen. Die mit der Mehrfachregistrierung verbundene Hürde birgt die Gefahr für den Händler, dass der Kaufprozess deshalb vorzeitig abgebrochen wird und Umsatz verlorengeht.


 


Ein großer Vorteil für viele E-Commerce-Anbieter sind die umfangreichen Angebote vieler Banken im Bereich Online-Finanzierung. Gerade in krisengeprägten Zeiten gewinnt der Kauf auf Pump im Internet an Bedeutung. Besonders das Marketing schätzt die Möglichkeiten, interessante Kampagnen rund um attraktive Finanzierungsangebote zu stricken. Für Händler ist das Ausfallrisiko dabei vergleichsweise gering, da es nach Vertragsabschluss komplett von den Partnerbanken getragen wird.


 


Die Beispiele zeigen, wie eng die Wahl eines Payment-Systems mit dem Thema Risikomanagement verbunden ist. Sich in diesem Bereich eigenes Know-how zu erarbeiten ist meist äußerst mühselig und wird nicht selten mit Lehrgeld teuer bezahlt.


 


E-Commerce im Gesamtpaket


 


Die im Onlineshop angebotenen Bezahlverfahren sind zweifellos ein entscheidender Servicefaktor und nicht selten ein Wettbewerbsvorteil. Neben den Sicherheitsaspekten sollten E-Commerce-Akteure dabei allerdings nicht das Thema Prozessoptimierung aus den Augen verlieren: Der anspruchsvolle Käufer erwartet seine bestellte Ware innerhalb kürzester Zeit, inklusive Versandbestätigung und Tracking-Möglichkeiten. Dazu ist es unabdingbar, die eingesetzten Zahlmethoden hinsichtlich der Logistik und Serviceprozesse zu prüfen und möglichst in ERP-Systemen  zu synchronisieren.


 


Erfahrene Internet-Beratungshäuser wie T-Systems Multimedia Solutions betrachten deshalb die jeweiligen Zahlverfahren nicht isoliert, sondern verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Komponenten der Wertschöpfungskette mit berücksichtigt. Sie sind auch für künftige Entwicklungen bestens gerüstet, die durch eine Vielzahl neuer mobiler Anwendungen gefördert werden. In welche Richtung sich dazugehörige Mobile-Payment-Systeme entwickeln werden, ist derzeit noch offen. So könnte ein simpler kleiner Chip im Handy die unkomplizierte Bezahlung per NFC (Near Field Communication) ermöglichen.


 


Doch bislang hat erst ein Hersteller seine Bereitschaft signalisiert, die Technik in künftige Handy-Generationen zu integrieren. Japan ist auf diesem Gebiet weiter: Dort sind durch Kooperationen zwischen Netzbetreibern, Endgeräte-Herstellern und dem Handel neue Bezahlsysteme entstanden, die sinnvoll in eine Wertschöpfungskette eingebunden sind. Die größte Herausforderung für Deutschland und Europa ist es deshalb womöglich, alle Beteiligten an einen Tisch zu führen.


(Autor: Sylke Lasarow und Martin Wanitschke, Consultants, bei T-Systems Multimedia Solutions)


 



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