30.08.2019 – Kategorie: Recht
Warenversand: Was tun, wenn die Ware nicht zustellbar ist?
Welche Rechte stehen einem Online-Händler zu, wenn er an die richtige Lieferadresse liefert, der Kunde die Ware aber nicht annimmt? Trusted Shops hat wichtige Tipps zusammengestellt, wie sich Online-Händler in solchen Fällen verhalten sollte.
Welche Rechte stehen einem Online-Händler zu, wenn der Warenversand an die richtige Adresse erfolgte, der Kunde die Ware aber nicht annehmen möchte? Trusted Shops gibt hier einige wichtige Tipps, wie sich Online-Händler in solchen Fällen verhalten sollte.
Warenversand: Muss die Ware erneut verschickt werden?
Zunächst kommt es darauf an, ob Sie mit dem Verbraucher einen wirksamen Kaufvertrag geschlossen haben. Um diesen zu erfüllen, müssen Sie die Ware an den Verbraucher versenden. Nimmt der Kunde die Ware nicht an, bleibt der Vertrag weiterhin wirksam bestehen.
Warenversand: Darf ich die Ware weiterverkaufen, wenn diese zurückkommt?
Die Antwort hängt von der Art der verkauften Sache ab. Wie bereits erklärt, besteht der Vertrag trotz der Nicht-Annahme durch den Verbraucher fort. Hat man eine Sache verkauft, die man lediglich der Gattung nach schuldet (also beinahe jede industriell hergestellte und nicht personalisierte Sache, zum Beispiel Kleidung oder Eletronikartikel), kann man die zurückerhaltene Ware verkaufen.
Hat man hingegen ein Einzelstück, zum Beispiel ein individuelles Gemälde, gebrauchte oder individuell hergestellte Sache verkauft, kann man die Ware nicht einfach weiterverkaufen. Andernfalls macht man sich selbst schadensersatzpflichtig. In einem solchen Fall ist man verpflichtet, die Ware aufzubewahren, bis man diese entweder erneut (nicht kostenfrei) an den Kunden versendet oder vom Vertrag zurücktreten kann. Die Lagerkosten kann man hierbei im Wege der Aufwandentschädigung ebenfalls bei dem Kunden einfordern.
Kann ich vom Vertrag zurücktreten? Was geschieht mit dem Kaufpreis?
Gem. § 323 Abs. 1 BGB können Sie auch vom Vertrag zurücktreten, sofern Sie dem Käufer eine angemessene Frist zur Abnahme der Ware gesetzt haben. In einem solchen Fall ist der bereits erhaltene Kaufpreis an den Käufer zurückzuerstatten. Es besteht die Möglichkeit vom Vertrag ohne eine vorherige Fristsetzung zurückzutreten, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind:
- Der Schuldner die Leistung ernsthaft und endgültig verweigert
- Der Schuldner die Leistung bis zu einem im Vertrag bestimmten Termin oder innerhalb einer im Vertrag bestimmten Frist nicht bewirkt, obwohl die termin- oder fristgerechte Leistung nach einer Mitteilung des Gläubigers an den Schuldner vor Vertragsschluss oder auf Grund anderer den Vertragsabschluss begleitenden Umstände für den Gläubiger wesentlich ist
- Im Falle einer nicht vertragsgemäß erbrachten Leistung besondere Umstände vorliegen, die unter Abwägung der beiderseitigen Interessen den sofortigen Rücktritt rechtfertigen.
Ob diese Voraussetzungen vorliegen, bedarf jeweils der Überprüfung im Einzelfall.
Warenversand: Kann ich den Verbraucher zur Abnahme zwingen?
Gemäß § 433 BGB heißt es:
- (1) Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die Sache zu übergeben und das Eigentum an der Sache zu verschaffen. Der Verkäufer hat dem Käufer die Sache frei von Sach- und Rechtsmängeln zu verschaffen.
- (2) Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen. Daraus folgt, der Käufer von Gesetzes wegen verpflichtet ist, die Ware abzunehmen. Dieses Recht ist gerichtlich durchsetzbar. Offen bleibt an dieser Stelle der wirtschaftliche Nutzen einer gerichtlichen Durchsetzung der Abnahmepflicht.
Nimmt der Käufer die Ware nicht ab, können Sie die weitere Versendung der Ware von der erneuten Zahlung von Versandkosten abhängig machen. Ferner können Sie die Ware, soweit es sich um eine Gattungsschuld handelt, weiterverkaufen. Nach entsprechender Fristsetzung oder wenn absehbar ist, dass der Kunde die Ware nicht annehmen wird, können Sie vom Vertrag zurücktreten. Ebenso können Sie Ihren Anspruch auf Abnahme der Ware gerichtlich durchsetzen.
Kunden eine Frist zur Annahme der Ware setzen
Setzen Sie dem Kunden eine Frist zur Annahme der Ware und machen Sie die weitere Versendung von der Leistung weiterer Versandkosten abhängig. Wollen Sie den gerichtlichen Weg beschreiten führen Sie zunächst eine Wirtschaftlichkeitsprüfung durch.
Trusted Shops ist Europas Vertrauensmarke im E-Commerce. Das Kölner Unternehmen stellt mit dem Gütesiegel inklusive Käuferschutz, dem Kundenbewertungssystem und dem Abmahnschutz ein „Rundum-sicher-Paket“ bereit: Anhand von strengen Einzelkriterien wie Preistransparenz, Kundenservice und Datenschutz überprüft Trusted Shops seine Mitglieder und vergibt sein begehrtes Gütesiegel. Mit dem Käuferschutz, den jeder zertifizierte Online-Shop bietet, sind Verbraucher etwa bei Nichtlieferung von Waren abgesichert. (sg)
Mehr zum Thema Versand lesen Sie hier: Online-Versand: So gelingt der Spagat zwischen schneller Lieferung und Nachhaltigkeit
Teilen Sie die Meldung „Warenversand: Was tun, wenn die Ware nicht zustellbar ist?“ mit Ihren Kontakten:
Zugehörige Themen:
E-Commerce & Onlinehandel, Handel | Omnichannel | Stationärer Handel, Logistik & Fulfillment