03.04.2017 – Kategorie: IT, Management
Wie Wearables Lagerprozesse beschleunigen
Smartwatches, digitale Fitness-Armbänder oder andere tragbare Technologien (Wearables) gehören immer häufiger zu unserem Alltag und auch Arbeiter in Distributionszentren erwarten zunehmend die gleiche nahtlose Bedienbarkeit und Leistung der genutzten Technik im Job, die sie aus ihrem Alltag kennen. Voice-Lösungen oder Ring-Scanner geben ihnen diese Freiheiten und steigern zudem ihre Produktivität.
Smartwatches, digitale Fitness-Armbänder oder andere tragbare Technologien (Wearables) gehören immer häufiger zu unserem Alltag und auch Arbeiter in Distributionszentren erwarten zunehmend die gleiche nahtlose Bedienbarkeit und Leistung der genutzten Technik im Job, die sie aus ihrem Alltag kennen. Voice-Lösungen oder Ring-Scanner geben ihnen diese Freiheiten und steigern zudem ihre Produktivität.
So wie wir heute kein Gerät mehr halten müssen, um einen Anruf entgegenzunehmen oder Schritte zu zählen, suchen auch Betreiber von Lagern und Distributionszentren nach Möglichkeiten, ihrem Personal eine weitere „freie Hand“ zu gewähren, was sowohl Arbeitskomfort als auch Produktivität steigert. Da insbesondere der Kommissionierprozess zudem durchaus fehleranfällig ist und Unternehmen hier im Schnitt 400.000 US-Dollar jährlich einbüßen (Studie Honeywell/ YouGov 2015), profitieren beide Seiten von sinkenden Fehlerquoten, indem sich die Mitarbeiter stärker auf die Waren vor ihnen konzentrieren können.
Ein Blick in heutige Lager oder Distributionszentren zeigt, dass die alten Papierlisten in den meisten Fällen digitalen Lösungen weichen mussten und sogar die früheren verkabelten Scanner-Lösungen weitestgehend durch mobile, kabellose Scanner ersetzt wurden, um dem Personal eine neue Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Je nach Anwendung kann sogar eine Alternativtechnologie sinnvoll sein. Beim Kommissionieren von Kleinteilen mit einer entsprechend hohen Pickleistung ist es beispielsweise sinnvoll, dass der Arbeiter beide Hände frei hat. In diesem Fall bietet sich eine sprachgesteuerte Lösung an.
Ein Mix aus Headsets mit funktionaler Sprachsoftware, mobilen und über Wireless-Standards wie Bluetooth verbundene Barcode-Scanner sowie zugehörige tragbare Computer sind immer stärker im Kommen und der Beweis, dass sich die Branche auf die veränderten Anforderungen des vor allem dynamischeren E-Commerce-Geschäfts einstellt.
Der Mitarbeiter kann ungestört freihändig arbeiten.
Sprachlösungen zurecht fest etabliert
Sprachgestützte Lösungen haben sich unter anderem als zuverlässige Technologie für eine effiziente und fehlerfreie Kommissionierung von Kleinteilen bereits etabliert. Das belegt die steigende Zahl an implementierten Pick-by-Voice-Lösungen im Lager, die bis 2020 noch kräftig steigen wird, so die Prognose von Honeywell und YouGov. Neben der Effizienz- und Qualitätssteigerung sind es vor allem die verbesserte Bewegungsfreiheit und flexible Anpassbarkeit, die für den Einsatz dieser Technik sprechen. Sprecherabhängige Systeme werden auf ein bestimmtes Sprachprofil hin trainiert und passen sich der Stimme und den sprachlichen Eigenheiten ihrer Nutzer wie Aussprache, Akzent und Dialekt an, aber auch den komplett unterschiedlichen Sprachen des mobilen Arbeitsmarkts.
Lösungen für bis zu 35 Sprachen und Dialekte sind mittlerweile gängig. Dank eines einmaligen kurzen Sprachtrainings vor der ersten Nutzung des Systems ist die Software in der Lage, die individuelle Sprechweise seiner Nutzer abzubilden und auch Sprachanomalien, beispielsweise durch Müdigkeit am Ende eines Arbeitstages, fehlerfrei zu erkennen. Für eine einwandfreie Nutzung von Voice-Lösungen filtert die Software zudem die komplexe Geräuschkulisse im Lager heraus, die etwa durch andere Mitarbeiter, Gabelstapler, Kühlaggregate und Förderbänder entsteht und den Spracheinsatz im Lager stört.
Jeder Mitarbeiter bestimmt dabei individuell, in welchem Tempo er die Packaufträge auf sein Headset bekommt und ob ihm diese von einer Frauen- und Männerstimme durchgesagt werden. Neulinge, insbesondere temporäre Mitarbeiter im rasanten Saisonbetrieb, können somit ohne großen Trainings- und Schulungsaufwand rasch mit ihrer Arbeit beginnen. Ein festes Etablieren von Sprachtechnologien in der Logistik betrifft aber nicht nur den Kommissionierprozess, sondern unterstützt auch die Inventur, Entladung, Einlagerung oder die Wartung von Produkten als Value Added Services.
Ring-Scanner und am Arm tragbare Computer auf dem Vormarsch
Klar ist aber auch, dass es in den meisten Logistikumgebungen nicht ohne die Datenerfassung mit Hand-Scannern funktioniert, die gedruckte Barcodes auslesen können. Ob sperrige oder schwere Artikel: Die Identifikation von Gütern mittels Barcode bietet sich für viele Betreiber von Distributionszentren deswegen an, weil sie einfach und preiswert zu erstellen, oftmals bereits auf der Verpackung angebracht und sicher gegenüber Fehllesungen sind. Kombiniert mit Sprachtechnologie, schaffen Geräte wie Ring-Scanner eine vollständig freihändige Arbeitsumgebung, die nicht nur den Komfort und die Ausdauer der Arbeiter erhöht, sondern auch zu mehr Produktivität, Genauigkeit und Effizienz im gesamten Betrieb führt.
Der leichte Ring-Scanner wird dazu bequem am Finger getragen, der zugehörige tragbare Computer am Handgelenk oder an der Hüfte, sodass Mitarbeiter beim Kommissionieren, Einlagern oder Verladen von Waren stets beide Hände frei haben. Dabei erreicht der Scanner selbst Waren in bis zu 10 Metern Entfernung vom Hostgerät und erkennt auch beschädigte oder schlecht gedruckte Barcodes problemlos.
Dank Bluetooth-Technologie gewähren aktuelle Modelle ein weiteres Plus an Bewegungsfreiheit. Die Scanner können mit Bluetooth-fähigen PCs, Laptops und Mobilgeräten unter Apple-, Android- oder Windows-Betriebssystemen gekoppelt werden. Der Vorteil: der direkte Anschluss an ein zentrales Informationssystem wie das Lagerverwaltungssystem, in das die Daten in Echtzeit einfließen. Unternehmen wie Honeywell betrachten diese Interoperabilität zwischen verschiedenen vernetzten Geräten künftig als noch wesentlich wichtiger für den Prozessablauf.
Das Hostgerät kann inzwischen aber auch selbst am Arm oder an der Hüfte angebracht werden. Robuste mobile Computer spielen im Logistik- und Transportbereich eine zunehmend wichtige Rolle, um den Mitarbeiter mit allen relevanten IT-Systemen zu verbinden. In Kombination mit einem Ring-Scanner am Arm können auch diese die eingescannten Daten direkt an ein zentrales Lagerverwaltungssystem senden. Darüber hinaus ermöglichen sie weitere Interaktionen mit Kollegen oder IT-Systemen, ohne dass der Mitarbeiter den Standort wechseln muss, etwa um zum stationären PC im Lager zu gelangen.
In welcher Kombination auch immer, die Ergonomie spielt bei den körperlich anstrengenden Tätigkeiten im Lager eine wichtige Rolle. Ring-Scanner müssen klein genug sein, damit sie der Nutzer bequem am Finger tragen kann, ohne dass diese verrutschen oder bei der Arbeit stören, während der Rest der Unit stramm auf dem Arm oder an der Hüfte sitzt. Wird die ergonomische Passform oder geeignete Widerstandsfähigkeit der Geräte bei der Implementierung im Lager nicht berücksichtigt, können keine optimalen Ergebnisse erzielt werden.
Der kombinierte Einsatz von Kommissionierverfahren ist gängige Praxis.
Datenbrillen momentan noch in den Kinderschuhen
Das Interesse an intelligenten Datenbrillen ist zwar in den letzten Jahren gestiegen, aber die Technologie steckt immer noch in den Kinderschuhen und ist noch nicht bereit für einen Einsatz in rauen Logistikumgebungen. Die Industrietauglichkeit scheitert an der Datenbrille selbst, die den permanenten Hochleistungsanforderungen einer professionellen Lagerumgebung bis dato nicht gewachsen ist. Dafür ist sie nicht robust genug und die Akkulaufzeiten reichen bei weitem nicht aus. Auch Arbeiten in Tiefkühllagern bei Temperaturbedingungen von bis zu minus 30 Grad werden für die Brille zur Belastungsprobe.
Viele Unternehmen testen momentan verschiedene Prototypen in Testumgebungen und die breite kommerzielle Einführung von Augmented-Reality-Technologie wird die Adaption der Datenbrille und die Entwicklung von AR-Anwendungen im Industrieumfeld sicherlich fördern. Allerdings wird dies Zeit brauchen, sodass die Brille vermutlich erst in einigen Jahren eine eventuelle Alternative zu bewährten Kommissioniermethoden darstellen wird.
Fazit
Heutzutage wird der Siegeszug von Wearables im Lager insbesondere von der Notwendigkeit für eine verbesserte Effizienz in der Kommissionierung angetrieben. Die technologischen Möglichkeiten finden in der Praxis bereits reichlich Anklang, der Variantenreichtum und die Kombinationsmöglichkeiten werden künftig aber noch steigen. Sind aktuell Voice-Technologien und Ring-Scanner-Lösungen in diversen Kombinationen eine sicherere Investition für die Steigerung von Effizienz, Mitarbeiterproduktivität und -zufriedenheit, wird sich das Spektrum in einigen Jahren noch erweitern, unter anderem durch Datenbrillen und den Fortschritt im Bereich der Automatisierungsprozesse.
Autor: Marc Dippel ist Regional Sales Director DACH bei Honeywell Safety and Productivity Solutions, einem weltweit agierenden Technologie- und Fertigungsunternehmen mit Produkten und Dienstleistungen für die Luft- und Raumfahrt, Steuerungstechnologien für Gebäude, Eigenheime und die Industrie, Turboladern und Hochleistungswerkstoffen.
(jm)
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