06.05.2020 – Kategorie: eCommerce
Wo bleibt meine Bestellung: Händler müssen genauer über Versandstatus informieren
In der Corona-Krise bestellen viele Menschen online. Die Kommunikation des Versandstatus durch den Onlinehändler ist dabei extrem wichtig.
- E-Commerce-Versandstudie 2020 von parcelLab: Online-Händler müssen Kunden besser über den Versandstatus informieren.
- In der Studie wurden zum zweiten Mal in Folge die Versandservices der hundert größten deutschen Onlineshops (laut EHI) analysiert.
- Jeder vierte Onlinehändler in Deutschland verschickt nach der Bestellbestätigung nur eine einzige Mail an den Kunden, was bei der Kundenverunsicherung durch Corona zu wenig ist.
Die Erwartungen von Kunden sind recht simpel: Wenn sie online bestellen, wollen sie vor allem eins, ihre Bestellung schnell und bequem erhalten und im besten Fall über den Versandstatus informiert werden. Doch bei der Operations Experience – also der Abwicklung der Bestellung nach dem Klick auf den Kaufen-Button bis zur Retoure – fallen bei den Händlern erhebliche Unterschiede auf.
Die Kommunikation des Versandstatus ist wichtig
Das zeigt die aktuelle „E-Commerce-Versandstudie 2020“, für die parcelLab, spezialisiert auf Operations Experience und Kundenkommunikation, im Herbst 2019 zum zweiten Mal Testbestellungen bei hundert der größten deutschen Onlinehändler tätigte. Dabei wurde analysiert, wie serviceorientiert Händler bei der Auswahl des Logistikers und der Kundenkommunikation während des Versands sind, ob die Pakete pünktlich ankommen und wie schnell Retouren erstattet werden.
Operations Experience ist gerade in der Covid-19-Krise entscheidend
Schon die „E-Commerce-Versandstudie 2018“ zeigte: Nach dem Klick auf den Kaufen-Button lassen die Händler ihre Kunden in einer Art Blackbox. Viele wissen nicht, in welchem Status ihre Bestellung gerade ist, wo sich ihr Paket befindet, wann es ausgeliefert wird oder bei welchem Nachbarn sie es abholen können. Doch diese Informationen sind gerade in Krisenzeiten wie Covid-19 elementar. Denn aufgrund des Shutdowns der Geschäfte und des daraus resultierenden Bestell-Booms im Online-Handel müssen Kunden nicht mehr wie bislang üblich drei bis vier Tage auf ihre Bestellung warten, sondern häufig mehrere Wochen.
Zudem geben die Produktdetailseiten der Webshops längst nicht mehr verlässlich darüber Auskunft, wie lange die Lieferzeit tatsächlich sein wird. Entsprechend hoch ist die Unsicherheit der Kunden, wie schnell sie ihre Bestellung erhalten. Und entsprechend wichtig ist es, dass Händler ihre Kunden in Echtzeit darüber informieren, wenn sich der Status der Bestellung ändert. Doch die Analyse der hundert größten deutschen Onlineshops zeigt: Zwar ist die Versandkommunikation gegenüber 2018 stärker in den Fokus der Händler gerückt, doch bei den meisten Onlinehändlern gibt es noch immer Verbesserungspotenzial.
Logistik-Dienstleister informieren über Versandstatus
Positiv zu vermerken ist dabei, dass die Zahl der Händler, die nach der Bestellung überhaupt nichts von sich hören lassen, gegenüber 2018 von elf auf neun gesunken ist. Doch noch immer beendet ein Viertel der Händler die Versandkommunikation nach einer Nachricht – vermutlich also mit der Eingangsbestätigung der Bestellung. Auf Informationen darüber, dass die Bestellung jetzt verschickt wurde, die Ware heute zugestellt wird, sich die Lieferung verzögert, die Ware bei einem Nachbarn abgegeben wurde oder die Retoure beim Händler eingegangen ist, warten die Kunden der Shop-Betreiber vergeblich.
Aber auch Händler, die Versandnachrichten verschicken, können diese noch optimieren. Denn im Idealfall führt der Tracking-Link zur Paketverfolgung nicht auf die Seite des Logistikers, sondern zum eigenen Shop zurück. Dort können Händler ihren Kunden nämlich in eigenen Worten erklären, in welchem Status sich die Bestellung gerade befindet. Und sie können Potenziale zum Cross- und Upselling nutzen. Wie die parcelLab-Studie zeigt, nutzten nur 30 Händler im Test die Chance und lotsten Kunden, die ihr Paket verfolgen wollen, zurück in den eigenen Store. Die große Mehrheit von 61 Händlern überließ diesen wichtigen Part der Kundenkommunikation ihren Logistikern.
Beim Paketversand von Service kaum eine Spur
Auch sonst gibt es beim Paketversand in Sachen Operations Experience Luft nach oben, wie die parcelLab-Studie zeigt: Noch immer lässt nur ein knappes Fünftel der größten Onlineshops ihre Kunden zwischen verschiedenen Logistikern wählen. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Händler, die ihren Kunden die Wahlfreiheit lassen, sogar um zwei zurück.
Ein weiteres auffälliges Ergebnis der Studie: Die Angaben der Lieferzeiten in den Webshops waren auch schon vor der Corona-Krise eher vage als verbindlich. Fast ein Drittel der Händler nannte keinen konkreten Liefertermin, der Rest gab eine durchschnittliche Lieferzeit von 3,26 Werktagen an. Und schon vor dem großen Ansturm auf die Onlineshops ging deren Zustellgeschwindigkeit eher zurück.
Der Anteil der Onlineshops in Deutschland, die ihre Kunden per Express oder gar am selben Tag beliefern, ist gegenüber der Vorjahresstudie erheblich gesunken. So boten 2018 40 der Top-Shops Expresszustellung an, inzwischen sind es nur noch 25. Bei Same-Day-Delivery sank die Quote gar von elf auf drei. Allerdings müssen Kunden für eine bevorzugte Lieferung nicht mehr ganz so tief in die Tasche greifen. Die Zuschläge für die Expresslieferung sanken im Jahresvergleich von durchschnittlich 10,20 auf 9,63 Euro.
Retouren-Debatte lässt Onlinehändler kalt
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Onlinehändler auf die in den Medien diskutierten Retouren im Online-Handel noch nicht mit Gebührenerhöhungen reagiert haben. 93 Händler bieten weiterhin kostenlose Retouren an. Allerdings legen die Händler ihren Kunden bei der Retourenabwicklung mehr Steine in den Weg als früher. So verzichten 60 der Top-100-Händler darauf, ihren Paketen Retourenlabels beizulegen. Stattdessen müssen die Kunden diese aktiv organisieren.
„Viele Kunden beschweren sich über eine schlechte Experience beim Versand ihrer Bestellungen oder den Retouren – das galt vor Corona, das gilt während Corona und das wird auch nach Corona noch gelten”, erklärt parcelLab-Mitgründer Anton Eder. Dabei würden die Kunden gar keine Premium-Services wie Lieferung am gleichen Tag oder die Abholung von Retouren erwarten. „Schon eine proaktive Kommunikation, die den Kunden verständlich über den aktuellen Stand im Bestellprozess und den Versandstatus informiert, kann im Kundenerlebnis einen entscheidenden Unterschied machen”, so der Experte für Operations Experience.
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